23.01.2024

Briefe



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ID: 21689
Geschrieben am: Samstag 07.04.1888
 

Frankfurt a/M d. 7 April 88
Liebes Fräulein
eben aus England zurückgekehrt, wo es mir sehr gut ergangen ist, sende ich Ihnen nur einen Gruß und melde Ihnen unsere Julie an, die von uns zu lassen uns recht schwer wird, wenngleich wir ja dankbar sind, daß sich Alles so nach unserem Wunsche gefügt hat, und wir voll des Vertrauens sind, daß wir das Rechte für das Kind gethan. Ich schrieb Frl Henne – kennte ich Diese doch, es ist so schwer in Herzenssachen mit Jemand zu verkehren, den man gar nicht kennt. Freilich habe ich durch Sie das vollste Vertrauen zu Frl. Henne. Und Ihnen lege ich nun die musikal Bildung des Kindes an’s Herz, und überlasse Ihnen Alles, auch die Bestimmung, ob Julie ein oder zwei Mal wöchentlich bei Ihnen spielen soll – Sie werden bald herausfinden, was sie bedarf. – Wären nur die Sonntagsbesuche bei der Mutter nicht alle 8 Tage! – Ferdinand geht es schlecht, Marie reist morgen mit Julie zu ihm, dann geht sie von dort allein nach Berlin, und kann bei der Mutter nur eine Nacht bleiben, was mir freilich leid thut, aber wir haben ihr schon gesagt daß Frl. Henne ihr gewiß den ersten Sonntag zu ihrer Mutter zu gehen erlauben wird. Vielleicht sagen Sie dies Frl. Henne – ich möchte nicht gern gleich so viele Anliegen haben. Hätten wir doch selbst nach Berlin kommen können aber jetzt wäre die Zeit zu einem Concerte doch nicht günstig, es gefiele mir auch gar nicht, dächten wir jetzt überhaupt daran! –
In London ist es mir wieder ganz außerordentlich gut gegangen, ich spielte dort in 5 Wochen 8 mal. Für ein Mal möchte ich, daß meine Freunde in Deutschland einen Empfang in London sähen – es ist ganz überwältigend, wie herzlich die Menschen dort sind, wie sie es zeigen! Die Deutschen sind es auch, aber sie zeigen es nicht so. – Mein Papier geht zu Ende, und so schicke ich heute 1000 Grüße Ihnen und Ihrer Freundin von Ihrer getreuen Clara Schumann.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Wendt, Mathilde (1688)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 14
Briefwechsel Clara Schumanns mit Mathilde Wendt und Malwine Jungius sowie Gustav Wendt / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-86846-025-4
164ff.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 7359,2-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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