Frankfurt a/M d. 14 Juni 1891
Meine lieben Freunde,
nehmen Sie den innigsten Dank für Ihre so liebevolle Theilname, und Sie, liebe Frau Fellinger für den Brief zum 8ten Juni, der der Begräbnistag meines |2| armen Sohnes wurde. Marie und mein Schwiegersohn reisten dazu nach Gera. Wir müssen ja Gott danken, daß er ihn erlöst hat, denn die Aerzte constatirten, daß sein ganzer Körper, von Morph. erst, und Sulfonal in den letzten Jahren, ruinirt war, und, hätten sie ihn jetzt noch durchgebracht, so hätte er ein noch greulicheres Daseyn gehabt, als bisher. Mein |3| größter Kummer ist doch der, daß der arme Mensch so viel körperlich, und durch seine wahrhaft schreckliche Frau, auch gemüthlich gelitten hat. Es ist doch nichts schrecklicher, als Kindern das Leben geben, daß [sic] ihnen zu einem so qualvollen wird. Bitte nehmen Sie meinen Dank gemeinsam, das Schreiben wird mir schwer, und es hat sich jetzt wieder so Vieles zu erledigen angesammelt. |4| Ihren lieben Mann im Herbst hier zu sehen, ist uns eine freudige Hoffnung – durch ihn hoffen wir dann auch Einiges der Ausstellung verstehen zu lernen. Wie interessant ist sein Beruf, mit welchem Vergnügen haben wir Ihre Berichte (a. d. Presse ect.) gelesen – haben Sie Dank dafür.
Im July gehen wir wieder n. Franzensbad dann im Aug. nach Obersalzberg – sähe man Sie doch dort, liebste Frau Fellinger. Meine Adresse ist immer hier. Alle guten Wünsche für Sie Beide! Ihre alt ergeb Cl. Schumann.
Wie lange bleiben Sie in Misdroy? Die Kinder grüßen herzlichst.
Es freut mich so sehr, daß Sie Ihren lieben Mann bei sich haben!
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