23.01.2024

Briefe



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ID: 20905
Geschrieben am: Montag 29.10.1883
 

Verehrte Frau Schumann!

Es ist mir ein großer Schmerz, Sie so nahe zu wissen – u. Sie nicht sehen zu können! Verzeihen Sie, daß ich mir erlaube, Ihnen dies zu sagen. – Wie gerne suchte ich Sie nur einen Moment auf; aber in das Haus meiner Todfeinde, welche die Schuld tragen, daß Alles eine so schlimme Wendung nahm – kann ich nicht gehen. – Ich habe gehört, wie schön Sie gespielt haben – wie Sie Alle bezaubert u. erbaut haben; ich weiß aus eigener Erfahrung, wie Sie u. nur Sie einem in die Tiefen des Herzens zu greifen vermögen – u. daß ich auch dies entbehren muß – ist ein Schmerz! Wie beneide ich die Menschen, die Sie hören konnten u. mit feuchten u. begeisterten Augen mir von Ihnen erzählten. – Gott erhalte Sie noch recht lange bei dieser jugendlichen Kraft – so Vielen zur Freude u. so Vielen – zum Segen! – Sein Sie nicht bös, daß ich Ihnen das sage<n>; ich kann es aber nicht verschweigen – u. Sie sollten auch nicht denken, daß Ihre Anwesenheit spurlos an mir vorüber zieht. –
Stets Ihre dankbar
ergebene Amalie Joachim
29.10.83.

  Absender: Joachim, Amalie geb. Schneeweiß (2468)
  Absendeort:
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
1255f.

  Standort/Quelle:*) D-LÜbi, s: ABH 6.3.49
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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