23.01.2024

Briefe



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ID: 19751
Geschrieben am: Dienstag 04.03.1890
 

Bern, d. 4. März 1890.
Verehrteste Frau!
Nur die große Harmlosigkeit meines neuen idyllischen Novellenbuches „Gemüthliche Geschichten“ ermuthigt mich, Ihnen dasselbe als ein weiteres Erinnerungszeichen |2| Ihres Gastes vom vorigen Herbst zuzusenden. Das Buch ist ein Erholungsbuch, frei von herzaufregenden, beängstigenden Konflikten. Für mich selbst ist es das unvergessene Lied aus der Jugendzeit, „das die Schwalbe sang“. Schreibt man so etwas, so <nat> hegt man natürlich die Hoffnung, daß auch im Leser ähnliche sanft-heitere |3| Stimmungen möchten angeregt werden. Wenn Sie also einmal gar nichts Wichtiges oder Interessantes zu lesen haben, so nehmen Sie vielleicht diese Erzählungen zur Hand, wie man sich, wenn man rasten will, ein Sophakissen unter den Kopf schiebt.
Ich danke Ihnen noch sehr für Ihre freundlichen Zeilen |4| vom vorigen Jahre und empfehle mich Ihnen, Ihrer Frl. Tochter und allen den Ihrigen zu einem wohlwollenden Andenken.
In tiefer herzlicher Verehrung
Ihr
J. V. Widmann
Das Buch kommt unter Postband.

  Absender: Widmann, Joseph Viktor (3106)
  Absendeort: Bern
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
942f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 6,5
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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