23.01.2024

Briefe



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ID: 19677
Geschrieben am: Sonntag 22.07.1883
 

Basel, d. 22ten Juli 83
Geliebte Frau Schumann!
Wir sind noch immer hier & da das Wetter wenig günstig ist, so bleiben wir auch noch & wenn wir selbst um die Sommerreise dadurch kommen sollten. Wir haben zudem wenig Lust fortzugehen, es zieht uns begreiflicher Weise zu Ihnen, dennoch ist <> Berchtesgaden dießmal nichts für uns, vor allem die Reise zu weit & kostspielig, da wir unvorher zu sehende größere Ausgaben bestreiten mussten. Scholzens wollen uns nach Vorarlberg locken, doch selbst dorthin ist’s uns zu weit. Wir gehen wenn es wirklich schön Wetter wird ein wenig an den Vierwaldstätter nach Brunnen. Hier thut uns die absolute Ruhe recht gut, |2| wir musiziren & lesen; gehen spazieren, finden Basel überaus langweilig, doch auch das ist gesund. Mein Mann hat die Zeit benutzt zur „Rose“ welche nun auch verglichen & redigirt ist & es ist ihm ganz recht & angenehm wenn Sie ihm recht viel schicken wollen; <>◊1 diese Beschäftigung ist ihm nur unterhaltend & anregend, er liebt ja jede Schumann’sche Note – aber es ist eine Hauptfreude wenn er eine „Entdeckung“ macht d. h. einen Fehler findet der andern Augen bis jetzt entging.
Durch die Textvergleichungen ist er denn wieder bei einem & dem andern Dichter eingekehrt, so haben wir z. B. soviel Rückert gelesen wie selten & viel Freude gehabt. Die Fantasie hat er jetzt viel gespielt auch das Dmoll trio & die Kreislerianen, es ist doch auch zu Hause hübsch wenn man sich einmal selbst angehören darf. |3| Es wäre reizend, könnten wir Sie im September noch treffen, freilich müsste es sehr „Anfangs“ sein später kommen die Pflichten wieder & binden einen fest. Doch dann dauert es doch nicht mehr lang & wir dürfen Sie bei uns begrüßen & mit dieser Hoffnung ertrage ich’s jetzt <> geduldig, daß ich nicht bei Ihnen sein kann & auch „Sekretär“ sein darf. Möchte Ihnen der Aufenthalt recht wohl thun & Sie Alle zusammen gestärkt & erfrischt heimkehren. Herzlichste Grüße von Beiden.
Ihre treu ergebene
Henriette Volkland
Mein Mann bittet um die Sendung, er wird sie bald wieder an Sie gelangen lassen.
|4| Die Partitur zu Peri ist erschienen[,] mein Mann findet sie reizend. Er schrieb kürzlich an Härtels, sie möchten ihm wieder Werke zur Revision senden, da er die 4
„Requiem f. Mignon
Manfred,
Peri
Rose Pilgerf.[“]
jetzt beendigt habe. Vielleicht finden Sie Gelegenheit diesen Wunsch zu
befürworten.

  Absender: Volkland, Henriette (1640)
  Absendeort: Basel
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort: Vordereck (Obersalzberg)
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
419ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 4,51
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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