Hochverehrte, theure Frau Schumann!
Zum 13. September, Ihrem Geburtstage, sende ich Ihnen die herzlichsten Glückwünsche! Möchten Sie noch viele Male diesen Tag erleben u. zwar frisch <>und gesund an Geist u. Körper, damit sich zunächst die lieben Ihrigen ┌dann┐, aber auch die vielen, vielen Verehrer, zu denen wir natürlich auch gehören, an dem köstlichen Kleinod |2| Clara Schumann genannt, erfreuen können. Also Gott erhalte Sie uns!
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Die „Rose“ ist fort, u. das Manuscript werde ich dem Frl. Eugenie mitgeben, damit es wieder sicher in Ihre Hände gelangt. – Mit den Schumann’schen Liedern bin ich noch immer nicht im Reinen. Grade die Pietät für den geliebten Componisten lässt mich so schwer vorwärts kommen. Was würden Sie denn machen z. B. im Eichendorff’schen Liederkreis mit dem „Es zog eine |3| Hochzeit den Berg entlang“ oder in „Frauenliebe u. Leben“ mit dem „Du Ring an meinem Finger“? Beide sind für tiefe Stimme, während die andern Lieder doch für hohe oder wenigstens mittlere Stimme gesetzt sind. Wollte man diese beiden obengenannten Nrn einfach in die passende Lage hinauf-transponiren, so würde das feine Tonarten-Verhältniss zerstört werden.
Geben Sie mir einen guten Rath.
Die Correkturen (Chorwerke im Clavierauszuge) habe ich erhalten u. werde dieselben schnellstens an |4| Härtel’s senden, natürlich nachdem ich sie durchgesehen. – Schicken Sie nur getrost mehr, ich thue es so gerne.
Mit herzlichen Grüßen an Sie u. die lieben Ihrigen
Ihr ergebener
Alfred Volkland
Basel, d. 12. 9. 85.
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