Paris den 5ten. 9ber. 1838.
Mein liebstes Clärchen!
Es ist beinahe zwei Monate daß ich Ihnen einen zweiten Brief geschrieben und noch hab' ich keine Antwort empfangen. Warum? Sie sind ja nicht auch unwohl gewesen? ich frage auch, weil seit meiner Wiederkehr in Brüssel, ich stets in meinem Zimmer geblieben bin - Jetzt aber ist es vorbei, so will ich nicht mehr davon sprechen.
Nun, jetzt sind wir in Paris, jetzt erwarte ich Dich, meine theure Freundin. Jetzt möchte ich meine Ungeduld Dir entgegen fliehen, Dich zu holen und schnell bei mir bringen. Diese Zeit kömmt ja bald, recht bald nicht wahr, Du gutes Kind? |2| Wir bleiben hier den ganzen Winter, doch werde ich nicht öffentlich singen, obschon man sehr neugierig ist, mich zu hören. aber hier in Paris werde ich nicht singen, bis ich mich im Stande fühle, es mit Ehre zu thun - man erwartet viel von mir, mein Mann ist jetzt gebannt, die Krise in Deutschland hat ihn überrascht vertreibet. Und die liebe selige Schwester war so geliebt! Die allgemeine Theilnahme und Liebe die man für sie hatte, richtet sich jetzt auf mich - und Du weißt es, ein berühmter Mann ist schwer zu tragen, man muß mit Muth und Eifer arbeiten um daß des Mannes Last mich nicht stürze ----- Liebe Clara was haben Sie Neues gethan? Haben Sie viel componirt, nach Ihren triumphvollen Conzerten? |3| S–s Compositionen fangen jetzt an, sehr berühmt zu werden - Du weißt, Liszt hat über ihn geschrieben? ich begreife nicht wie Liszt's Eifersucht ihn nicht gehindert hat, dies zu gestehen. Wie geht's mit dem Rackerrrrmann[?] voran? ist er immer so schwärmerisch, poetisch tragisch und alles was in isch endet, komisch nicht ausgenommen - der arme Kerl, er bedauert mich! Ich habe eine bitte an Dir - gleich nach meiner Ankunft in Brüssel hab' ich der madam Schubert einige Musik geschickt und einen Brief geschrieben. Sie hat mir nicht geantwortet. so daß ich nicht weiß ob sie die Musik empfangen hat - Wollen Sie so gut seyn, der Frau von berg es wissen lassen, um daß sie es der frau Schubert sagen könne. Ich möchte gern einen Briefchen von ihr haben. |4|Der Carl, welcher hier jetzt ist, sagt Dir viel schöne Grüße und läßt Dich wissen daß seine Studien werden bald erscheinen. Er wird vielleicht bald ein Conzert geben - ich hoffe, Du wirdst selbst die Antwort diesen Briefen seyn- Wenn nicht, so schreib' mit recht bald und sag' mir ungefähr wann Du hier seyn denkst -
Leb’ wohl, gieb mir Nachrichten von Leipzig – von Ihm, von den
Freunden Alle – Verhülst vergießt sein Versprechen – <die>Meine Mutter küßt dich herzlich – Adieu empfange eine schwesterlichen Kuß von deiner Pauline Garcia.
Viele schöne Grüße an den Vater. Adieu schreib mir denk’ an mir und liebe mich wie ich dich liebe – richte deinen Brief Hotel de la Michodière No 7. Rue de la Michodière
|