Barskewitz 3 Oct. 1890.
Liebe verehrte Frau Schumann,
Von Herzen danke ich Ihnen für Ihre theilnehmenden Worte, die meinem Herzen sehr wohl gethan haben. Sie haben ja Ihr Kreuz schon so jung auf sich nehmen müssen und sich dem Machtgebot Gottes beugen müssen, als das Leben noch vor Ihnen lag, u wie oft, seit jenem ersten Begegnen in Schwerin haben mein lieber Mann mit mir |2| in vollster Bewunderung zu Ihnen aufgeblickt, wie Sie so recht und unbeirrt Ihren oft so mühevollen Pfad dahingeschritten sind, noch bei der letzten Begegnung in Karlsruhe sprach sich mein geliebter Mann so erfreut über Ihren Besuch aus und hat immer mit wärmster Theilnahme Alles verfolgt, was Sie betraf.
Seit einem Jahr ist er sehr leidend gewesen, und ich blicke nur mit Dank auf die Erlösung, daß es so sein mußte, bleibt freilich ein tiefer Schmerz |3| und oft hat mein rebellisches Herz sich dagegen aufgelehnt. Jetzt ruht er aus an der Seite unseres ältesten Sohnes von allem Erdenleid befreit und mir bleibt das theure Vorrecht sein gesegnetes Andenken unter Kindern u. Kindeskindern zu pflegen u. den Rest meines Lebens ihnen zu widmen. Wenn ich dahin strebe den rechten Weg dahin zu finden, gedenke ich Ihrer liebe verehrte Frau Schumann u. reiche Ihnen in diesem Sinne die treue Freundeshand.
|4| Ihren Kindern viele herzl Grüße, namentlich Marie. Ich bleibe nach dem Willen meines Mannes in Retzin, bin momentan und für wenig Tage zur kranken Schwester meines Mannes gegangen, die nicht bei uns sein konnte. Freund Capello war rührend treu bei uns, er ist wirklich ein goldenes Gemüth.
Vielleicht begegnen wir uns noch mal im Leben, bewahren Sie mir bis dahin ein freundliches Gedenken.
Ihre
Elisabeth zu Putlitz
|