Karlsruhe 31. X. 1888.
Liebe verehrte Frau!
Von einer Reise heimkommend fand ich als Willkommen Ihre liebenswürdige Gabe, Sie können kaum ermessen wie sehr sie mich rührte, schlingen sich doch um diese Komposition viele liebe u theure Erinnerungen der fernen Vergangenheit, die mich dann in späteren Jahren, das Quintett Ihres Gatten wie einen alten geliebten Freund begrüßen ließen und mir oft halfen |2|die oft so schweren Stimmungen welche die letzten Jahren mir bringen mußten zu bekämpfen und in das rechte Licht zu rücken. Lassen Sie sich in dankbarer Verehrung die Hand küssen und auch noch meines Mannes u meinen Dank hinzufügen, daß Sie uns die wenigen Stunden hier schenkten. Gestern las ich welch schönes Fest Sie feiern konnten. Wenn ich ja wohl weiß, daß der Ernst der schweren Schicksalsprüfungen Ihnen nie mehr einen reinen Genuß bieten kann, so weiß ich doch mit welcher muthigen |3| Entschlossenheit Sie Ihren Beruf verfolgen und suchen in der treuen unablässigen Arbeits Erfüllung voran zu schreiten, wie stets leuchtendes Beispiel für Alle die es mit offenem Auge u wirklichem Verständniß sehen wollen u zu denen ich mich in erster Reihe stelle. Da wird es Ihnen eine Genugthuung gewesen sein, daß Ihre Wirksamkeit durch Erfolg gekrönt, in dieser Weise anerkannt u gefeiert wurde. Gott wolle Ihnen Gesundheit und Kraft schenken auch ferner in dem Sinne weiter zu schreiten
|4| Ehe wir Karlsruher ganz verlassen kommen wir noch zu Ihnen nach Frankfurt, um Ihnen auch mündlich ein Lebewohl zu sagen. Mein Mann und Lita empfehlen sich Ihnen und senden wir Alle Ihrer lieben Tochter die herrlichsten Grüße
Ihre treue dankbare
Elisabeth zu Putlitz.
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