Karlsruhe 7. 4. 83.
Liebe verehrte Frau Schuman!
Lassen Sie sich herzlichsten Dank sagen für Ihre freundlichen Zeilen, die mir einen direkten Gruß von Ihnen brachten, und die Veranlassung wird so Gott will, in der Zukunft Glück und Segen für das junge Paar in sich tragen. Bisher war uns die Familie Lurman ganz fremd. Mein Sohn lernte vor wenig Wochen seine Braut in Berlin in einer befreundeten Familie kennen, und ist dann ohne lange preliminarien von Courmacherei u dergl. mit sich einig gewesen. Er ging zu Emys Eltern nach Bremen, und da ihm die |2| Eltern gestatteten sich um die Tochter zu bewerben, bat er um den Consenz seines Vaters, und trat dann erst an das junge Mädchen heran, die aber auch ihrerseits ganz einig mit sich war, und so ist mein Mann vor 8 Tagen in Bremen gewesen, zur Publikation der Verlobung. Er kam sehr beglückt von dort zurück da ihm so wohl die neue Tochter, wie die Eltern einen vortrefflichen Eindruck gemacht haben, und er mit Freude und Zuversicht dem Bunde entgegensieht. Ich werde Emy erst in einigen Wochen kennen lernen, wo die Mutter sie mir bringen will. Daß Sie die Familie gut kennen und schätzen war mir natürlich |3| sehr erfreulich, denn obschon ich meinem lieben Sohn wohl zutraue, daß er die Wahl seiner Lebensgefährtin in würdiger Weise thun würde, so mußten wir uns auch ganz auf ihn verlassen, und da hat es dann etwas sehr Zuversichtliches von verehrten Freunden auch die Familie rühmen zu hören. Es ist ja so überaus ernst dieses Ineinanderfügen zweier Lebensgeschicke, und für die Eltern welche aus Erfahrung die Consequenzen kennen, die Freude wohl selten ohne ein gewisses Bangen. In diesem Fall sind wir auch ganz egoistisch betheiligt, da Emy in Zukunft unsre nächste Nachbarin auf dem Lande sein wird.
Mein Mann empfiehlt |4| sich Ihnen angelegentlichst, und möchten wir auch Ihren lieben Töchtern, besonders Marie einen speciellen Gruß sagen. Da Sie von Ihrem Befinden nichts sagen, nehme ich an, daß es Ihnen leidlich geht, auf ein vollkommenes Wohlsein kann man ja leider nicht rechnen, wenn die Jugend entfloh, aber Ihnen möchte ich so recht von Herzen gute Gesundheit wünschen.
Nochmals Dank für Ihre Zeilen. In treuester Verehrung
Ihre
Elisabeth zu Putlitz
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