23.01.2024

Briefe



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ID: 19068
Geschrieben am: Samstag 08.12.1849
 

d. 8 Dec. 49 Geehrteste Frau Doctorinn!
Darf ich mahl hoffen daß Sie sich meiner noch mit Freundlichkeit erinnern? und darf ich darauf rechnen daß Sie mit Güte auf eine Frage antworten die mich intressirt [sic] und vielleicht auch nicht ganz ohne Interesse für Sie selbst ist? – Aber vorher muß ich um viel Entschuldigung bitten daß ich so schlecht Deutsch schreibe, daß Sie mich wohl mitunter schwer verstehen werden. Es handelt sich um die kleine Nanetta Falk |2| Ich gab vor einigen wochen ein Concert für dem[sic!] Kinde um ihre weitere Ausbildung zu verhelfen, ich habe dabei 2000 Mk …[?] gewonnen, und nun fragt es sich: was ist mit der Nanette zu thun? Ich weiß Niemanden zu dem ich mehr Vertrauen in jeder Beziehung fühle, als gerade für Sie, meine geehrteste Frau Doctorinn und deswegen und weil Sie schon die Lehrerin des Kindes gewesen, frage ich: wollen Sie das Kind sich noch ein mal annehmen? Wollen |3| Sie noch ein mal ihre Lehrerinn werden! Und wollen Sie – aber – verzeihen Sie mir diese Kühnheit – wollen Sie uns damit helfen, eine gute gebildete Familie zu bereden das Kind in Pension zu nehmen? Ein solches Glück wie dies wäre, wenn Sie das Kind im Hause haben könnten, darf ich hier nicht erwähnen da ich weiß daß Sie selbst mehrere Kinder haben. Aber – dies wäre freilich ein wahres Glück für Nanette aber – konnte sie nur \in/ eine recht angenehme Familie kommen die sich dem Kinde annehme, so |4| bin ich überzeugt das Kind würde sich bald herausmachen und – nothwendig ist es daß sie von ihren jetztigen Umgebung so schnell und so viel wie möglich entfernt bleibt.
Ich bitte Sie, sey mir nicht bös! und thuen Sie mir den grossen Dienst ein Haus für’s Kind zu aussuchen und schreiben Sie mir gütigst sobald wie Sie es können ob Nanette nach Dresden kommen darf – und wann! ich möchte nehmlich[sic] daß Sie sobald wie möglich die Reise antreten könnte, und den Winter noch in |5| Dresden mitmachen. sehr dankbar würde ich auch seyn, wenn Sie mir so ungefähr sagen möchten, auf wie lange Zeit das Kind für die genannte Summe von 2000 Mk Stunden und Nahrung etc. – geniessen kann. Ich möchte sie nehmlich[sic]
lange von Hamburg fort haben. In der Hoffnung, daß es Ihnen recht gut ergeht –
daß Sie recht glücklich sind – wünsche ich ihnen vom ganzen Herzen noch lange ihr wohlverdientes Glück genießen zu dürfen.

  Absender: Lind, Jenny, verh. Goldschmidt (953)
  Absendeort: Lübeck
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
202f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 1,83
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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