Amstel Hôtel d. 11. Septbr
Liebe, verehrte Frau Schumann!
In Folge Ihres Wunsches wegen des Lokals habe ich gestern nach Berlin geschrieben, und werde Auskunft geben, sobald ich von dort gehört. Heute will ich aber nicht ohne ein Wort an Sie vorüber gehen lassen, um zu sagen daß ich Ihrer übermorgen getreulich gedenken werde. Möchten Sie in Baden Baden mit den lieben Kindern einen recht schönen Tag verleben, möchten wir uns alle Ihres Besitzes noch oft erfreuen dürfen am 13ten September. Knüpfen sich so viele herrliche und edle Erinnerungen an Ihre Existenz die mich an das Beste gemahnen, das ich erleben durfte, als Künstler, wie als Erdenbürger! Gott schütze und erhalte Sie, gütige, liebe Freundin. Mein armer Johannes wird den Tag morgen, seinen 23ten Geburtstag, fern von allen Seinen im Felde verbringen müssen; er trabt wohl nicht zu fern von Ihnen, in Süddeutschland mit der schweren Reiterei beim Kriegsspiel! Ich hoffe den guten Jungen Anfangs Oktober zur Erholung von seinem Dienstjahr 14 Tag hier zu haben: Amsterdam ist gar schön und wird ihn gewiß interessiren und erfreuen. Seit vorgestern wohnen Speyer’s hier im Hotel, und ich besuche mit ihm und den netten ältesten Kindern die vielen Kunstschätze, leider ohne die Frau, die einen schlimmen Anfall von Frieselfieber hat, und immer zu Bett liegt; die Ärmste! Mit den wärmsten Grüßen an Sie und die lieben Töchter Joseph Joachim
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