23.01.2024

Briefe



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ID: 18854
Geschrieben am: Samstag 27.08.1887
 

Gmunden, Villa Thun
d. 27. Aug.
Liebe, verehrte Frau Schumann!
Noch oft habe ich an den gemüthlichen Regentag gedacht, den Sie so rei-zend für meine beiden Jungen und mich gestalteten, Dank auch Fräulein Marie, der gütigen. Sie haben, wie ich hoffe oben jetzt eben so schönes Wetter wie wir hier am See genießen. Ich habe 3 Tage die herrlichsten Ausflüge gemacht, nach Ebensee, den Traunfällen, dem Langbath-See; heute wollen wir nach Attersee. Meine Söhne sind leider nicht bei mir; unter „wir“ ist Prinzeß Mary und Suite gemeint, die aber die |2| an-genehmste Begleitung bieten. Wie oft sprachen wir von Ihnen, und ich glaube daß die Prinzeß Ihnen besonders sympathisch sein würde, mit ihrer großen Musikliebe, ihrer angenehmen Erscheinung und ihrer Mischung von Herzlichkeit und Würde. Wir ┌d. H. Labor u. ich┐ haben gestern Abend die beiden Brahms’schen Sonaten als einziges Programm bei der Königin gespielt, die mit Entzücken aufgenommen wurden, das ist der gute Einfluß der Prinzeß Mary. – Von Brahms habe ich nun die fertige Stimme |3| zum Doppelconcert mit Vcello in Reinschrift erhalten; das gieng schnell! Es wäre eigentlich zu nett, wenn wir das in der Mylius Stra-ße auf dem Heimwege zuerst spielen könnten: sind Sie Mitte September schon in Frankfurt zurück? Hausmann käme sogleich, und mit Wonne, und Brahms würde ja auch über Frankfurt reisen mögen und können. Was sagen Sie dazu? Schreiben Sie mir ein Wort darüber; mir wäre die Ausführung des Planes eine große Freude. – Meine Mitwirkung im Mu-seums-Concert |4| ist auf den 18 Novbr angesetzt, und am 20ten käme dann Basel. Wenn Ihnen aber ein Gefalle [sic] geschieht, so lassen sich wirklich auch leicht andere Pläne für meine Winterreise schmieden; das ist aufrichtig gemeint! Sie müßten mir’s nur gleich sagen. Ich würde mich sehr freuen wenn ich erführe wie lange Sie in Berchtesgaden bleiben, und wie Ihre Rückreise eingerichtet wird. Hoffend, daß Sie von den Ihrigen gute Nachrichten haben, und mit herzlichen Grüßen an Fräulein Marie und Sie; Ihr treuergebner
Joseph Joachim

  Absender: Joachim, Joseph (773)
  Absendeort: Gmunden
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
1321f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 5,34
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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