Leipzig, 19. Oct. 1888.
Hochverehrte Freundin!
Werden Sie an dem morgenden Gedenktage, der Ihnen eine Fülle von Glück- und Segenswünsche aus der Nähe und Ferne bringen wird, auch von mir, der Ihr freundschaftliches Wohlwollen als theures Vermächtniß einer Heimgegangenen betrachtet, treu gemeinte Wünsche freundlich aufnehmen? Möge der Allgütige, dessen Gnade sich in Ihrem Leben so reich bethätigt hat, Sie noch recht lange in ruhiger Gesundheit und Frische erhalten, zum Segen und zur Freude Ihrer Kinder, Ihrer Schüler und Schülerinnen, des weiten Kreises ihrer [sic] Verehrer! Wenn der morgende Tag Sie in die Jahre der Kindheit zurückversetzt, so mögen die beifolgenden Blätter Ihnen gleichzeitig die Örtlichkeiten wieder vor Augen führen, mit welchen diese Erinnerungen verknüpft sind.
Mit der Bitte, Ihren Frln. Töchtern mich zu empfehlen, bleibe ich in herzlicher Verehrung
Ihr
ergebener
Julius Gensel
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