23.01.2024

Briefe



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ID: 18001
Geschrieben am: Mittwoch 07.05.1884
 

7.5.84
Theuerste Freundin! Ihr Brf hat uns sehr erfreut u gerührt! Die allg. Theilnahme u Liebe für unsern Rudolf u namentl. die Ihrige, sind eine Herzstärkung. Wir sind traurig dß wir ihn nicht mehr gesehn haben, dß wir überhpt nichts von seiner schweren Erkrankung wußten. Wir hätten ja ebenso gut 8 Tge früher reisen können! – Unser l. Sohn hat uns am 26 v. noch geschrieben, ohne von Krankheit zu sprechen. Die Nacht darauf hatte er eine Blutung; war aber, wie der Arzt sagt, schon länger leidender u außerordentlich athemlos. Dann war ihm besser, so dß der Arzt selbst an ein Wiederaufflackern u Besserwerden glaubte u uns dßhalb nicht telegrafierte. Die Woche bis zum 3t Mai war er sehr schwach u schließlich so, dß der Uebergang in den ewigen Schlaf von der Bedienung nicht bemerkt wurde. So haben wir den Trost, dß er zuletzt nicht gelitten hat. – Aber dß keine befreundete [Seele] u gar wir, ihn [nicht] bedienten – das ist hart, sehr hart! Sie fühlen das mit u darum kein Wort weiter. Wir sind wohl u gefaßt – ich kann sagen munter. Wir wissen, was wir verloren haben – Jeder hat ihn lieb gehabt, auch hier, bis zum Kellner – aber wir wissen auch, dß er uns nicht verloren ist; u uns nicht verloren gehen kann. – Mein Fuß ist mir ein unbequemer Gast.
Von ganzem Herzen Ihr EB.

Frau Cl. Schumann
geb Wieck
Germania
Frankfurt/Main
Mylius Str.

  Absender: Bendemann, Eduard (174)
  Absendeort: Pegli
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  SBE: II.6, S. 315f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 4,286
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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