Oberhof, 10. Sept. 1887.
Hochverehrte Frau!
Vor einigen Tagen erlaubte ich mir, von Marburg aus telegraphisch bei Ihnen anzufragen, ob ich Ihnen meine Aufwartung machen dürfe. Da ich die Rückantwort erhielt, daß Sie verreist seien, so beehre ich mich, Ihnen brieflich über den Zweck meiner Anfrage Auskunft zu geben. Ich war nämlich von meinem verehrten Chef, Herrn Staatsminister Dr. von Gossler, beauftragt, mit Ihnen über den Erwerb der in Ihrem werthen Schreiben vom 28. Mai d. J. bezeichneten Manuskripte Ihres verewigten Herrn Gemahls unvergeßlichen Angedenkens Rücksprache zu nehmen. Exzellenz von Gossler würde sich sehr freuen, von Ihrem höchst dankenswerthen Anerbieten im Interesse der Königl. Bibliothek Gebrauch machen zu können. Aber wenn auch gegen den angegebenen Preis an und für sich nichts einzuwenden ist, so machen sich doch mit Rücksicht auf die finanziellen Verhältnisse der Königl. Bibliothek Schwierigkeiten geltend. Vielleicht haben Sie die Güte, diesen Schwierigkeiten in der Weise Rechnung zu tragen, daß Sie entweder den Preis ermäßigen oder daß Sie Sich freundlichst dazu entschließen, unter Aufrechterhaltung des Preises die Lieder des ruhmgekrönten Sängers und seine Briefe der Obhut der Königl. Bibliothek schenkungsweise zuzuwenden. Sie würden auf diese Weise Ihren Wunsch, den Manuskripten Ihres Herrn Gemahls eine würdige und sichere Stätte zu geben, vollständiger erreichen und dem Verewigten in der ersten wissenschaftlichen Anstalt des Reiches ein Denkmal setzen, das auch Ihnen selbst zur hohen Ehre gereichen würde. Verzeihen Sie, hochverehrte Frau, wenn ich Ihnen so offen meine Gedanken vortrage, haben Sie die Güte, dieselben freundlich aufzunehmen, und erfreuen Sie mich, bitte, mit einer zusagenden Antwort.
In ausgezeichneter Hochachtung
Ganz ergebenst Althoff
Adr.: Geh. Reg. Rath A. Berlin W. Friedr. Wilh Str. 17.
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