Liebe Frau Schumann
Ich wollte, ich könnte für Sie ein lockenderes Programm hinschreiben, als das Folgende:
1.) Ouverture von Scholz (M. S.)
2.) Concert für Violine von Paganini (Ole Bull)
3.) Ouverture zu Euryanthe
4.) Solo von Ole Bull
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5.) C mol Sinfonie
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Daß Ole Bull spielt, geschieht eigentlich nur halb durch mich; ich wünschte ihm die Erlaubniß zu erwirken, im Theater Concert zu geben, und sprach Sr M. davon; dieser aber ließ sich nicht davon abbringen, ihn für’s Concert einladen zu lassen, und obwohl ich Anfangs meinte, daß es Ole Bull selbst lieber sein mußte in der Theaterumgebung zu spielen, und dies auch mehrmals betonte, ließ es der <> Anstand nicht zu, dem König länger zu wiedersprechen, da es schließlich wie eine Art neidischer Befürchtung ausgesehen hätte. Indeß interessirt mich der Norweger wirklich mehr als ich dachte: er hat sein Instrument ganz merkwürdig in der Gewalt, einen sehr schönen Ton, und viel Leben. Freilich habe ich ihn nur im Zimmer Fragmente, und sehr schöne kleine Norweg’sche Volkslieder einfachster Art spielen hören. Schreiben Sie mir doch sogleich, liebe Frau Schumann, wann Sie kommen. Ich werde dann sofort zur Hofdame Frl. Gabelentz gehen, und es wissen lassen. Sehr ist’s mir darum zu thun alles zu hören, wovon Sie mir andeutend schrieben. Sie wissen daß ich’s wenigstens immer gut meine, wenn ich auch nicht immer am Praktischsten rathe! Also auf sehr baldiges Wiedersehen!
Der Ihrige
Joseph J.
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