Liebe Frau Schumann!
Dies ist keine Antwort auf Ihren langen schönen Brief von Wien, nur ein Lebenszeichen, damit ich nicht in unheilbares Schweigen gerathe; Sie wissen die Krankheit wird bei mir leicht hartnäckig, wenn ich nicht bei Zeiten dazu thue! Entschuldigungen des Zögerns habe ich diesmal wirklich viele und materielle: Vor allem ist der arme Bach lebensgefährlich erkrankt und ich mußte mich seiner annehmen dann kam die letzte Quartett-Soirée mit vielen Proben dazu, und mein Violin-Concert a l’Ongarese meldete sich, wohl aus Sehnsucht nach Ungarn, so vernehmlich, daß ich wenigstens den Adagio-Satz gleich aufschrieb um es zu beschwichtigen. Auch an den lieben Johannes habe ich nicht geschrieben; eben aber einen Brief erhalten den ich ihm morgen beantworten werde. Spielen Sie morgen am 28ten wohl seine Ungarische? Ich freue mich darüber zu hören. An die Leser’sche Maschine habe ich wohl mich erinnert und Dr Flemming aufgesucht, der mir sie nächstens zu überreichen gedenkt. Am 11ten nächsten Monats ist erst das erste Concert. Ich soll in diesem Jahr auch den Gesang in meine Hände nehmen, aber Sie wissen ja, wie sehr man dennoch hier mit dem autokratischen König und Grafen behindert ist! Mir fällt es dabei auf die Seele, der verehrten Viardot noch nicht geschrieben zu haben! Das thue ich morgen; ich hoffe sie ist noch in Pesth. Ein<en> Brief von Fräul. Gisela an Sie ist auch in meiner Hand; sie meinte daß Sie in Hannover wären. Nun schicke ich ihn nächstens mit; d. h. bald!
Für heut’ wie immer
Ihr freundschaftlich ergebener
J. J.
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