London d. 6 April 1887.
Liebe, verehrte Freundin
ich schreibe Ihnen deutsch, weil ich Ihnen in meiner Sprache besser sagen kann, wie Sie mich durch Ihr gütiges, entzückendes Geschenk überrascht haben. Sie sind immer so lieb zu mir, und |2| ich bin immer traurig, daß ich so wenig für Sie thuen kann. Lassen Sie mich Sie mich Sie dankbarst umarmen. Ich werde die schönen Bürsten täglich gebrau-chen, und der theueren Geberin gedenken, die mir nun schon seit so vielen Jahren stets die liebevolle treue Freundin war.
Ich nehme hiermit |3| Gelegenheit Ihnen über Frl Frey zu sagen, daß ich es nicht rathsam fände sie nach Deutschland zu schicken, da sie mir doch nicht besonders begabt scheint, und ihre Technik und Anschlag sehr mangelhaft ist, dazu scheint sie mir körperlich nicht kräftig, was zu einem ernsten Studium zu nöthig ist. Ich meine sie sollte einen Versuch |3| machen, ihre Technik zu ändern, wozu ich eine Schülerin von mir, Miss Rutering, die in Camberwell sehr [?] viel unterrichtet, wohl empfehlen könnte. Diese würde sich viele Mühe geben, scheint mir da-für sehr zu passen.
Nun leben Sie aber wohl, meine liebe Lady Thompson. Meine guten Wünsche für Sie und Ihre Lieben!
Getreu Ihre
Clara Schumann.
[am linken Rand] Marie grüsst Sie Alle angelegentlichst.
|