Düsseldorf d. 5 Septbr. 1855
Lieber Herr Wenzel,
wohl weiß ich, daß Sie kein Freund vom Schreiben, trotzdem muß ich Sie aber mit der Bitte einer Besorgung und einiger Zeilen in Anspruch nehmen, und hoffe nicht zu irren, wenn ich glaube, Sie thuen mir gern diesen Gefallen. Denken Sie wie es mir mit Whistling geht, schon drei Mal schrieb ich <>Demselben, und bekam nie eine Antwort. Ich schickte Ihm das von Brahms à 4/m wunderschön arrangirte Quartett in Es meines theueren Mannes, welches <er> zu drucken er früher Lust ausgesprochen hatte. Ich glaube es ist wenigstens 4 Monat her<>, wieder zwei Mal schrieb ich deshalb, mein Mann frug schon mehrmals in Briefen darnach, Brahms wüßte natürlich auch gern, woran er ist, kurz und gut, ich habe nun die Bitte, wollen Sie für Ihn und mich die Freundschaft haben zu Whistling zu gehen, und eine entschiedene Antwort zu verlangen. Er kann dies nach so langer Geduld nicht übel nehmen. Bitte, thuen Sie auch das Ihrige daß er es annimmt, es ist mit größter Liebe gemacht, klingt sehr schön, ist auch gar nicht übermäßig schwer, und mehr noch will ich Ihnen später mündlich sagen, warum ich es so sehr wünsche, daß er es drucke. Brahms, der Anfang November nach Leipzig zu kommen denkt, wird Ihnen dann noch selbst danken. Er wünscht dort im Gewandhaus zu spielen, und Sie werden große Genüsse durch Ihn haben; es gehört zu meinen schönsten Stunden, wo er mir von Bach und Beethoven vorspielt, ebenso geht es Joachim. Auch wir denken Ende November ein Concert in Leipzig zu geben, und so würde auch mir bald die Freude Sie zu sehen. Die Besserung meines geliebten Mannes schreitet sehr langsam vor – recht schwer ist’s solch Schicksal zu tragen! So seyen Sie mir denn herzlich gegrüßt, und, bitte, senden Sie mir recht bald ein Wort.
Wahrhaft ergeben
Ihre
Clara Schumann.
|