23.01.2024

Briefe



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ID: 14432
Geschrieben am: Dienstag 18.06.1850
 

Leipzig d. 18 Juni (1850)
Liebe Emilie,
Sie erhalten mit diesem auch die Kinder zurück, und vertraue ich sie hier¬mit von Neuem Ihrer Sorge an; besonders bitte ich Sie nun, daß Sie sie alle Tage wenigstens 1½ Stunden zum Spielen anhalten, denn hier haben sie gar nicht spielen können, und da nun wieder viel verlernt. Das Stück von Beethoven sollen sie uns vorspielen, wenn wir wieder zurückkom¬men; bitten Sie Frl. Malinska, daß sie es mit ihnen studiert, denn Sie, Liebste, haben dazu keine Zeit.
Beifolgend einige wenige Zeilen meines Mannes – Sie müssen den guten Willen für die That nehmen. Das Mädchen, die Ihnen die Kinder überbringt, behalten Sie eine Nacht da, sie ist nämlich nie aus Leipzig gekommen, und soll sich nun heute Dresden noch ein wenig ansehen, Morgen früh 6 Uhr muß sie aber fort, daher Pauline spätestens 5 Uhr den Kaffee gemacht haben muß. Heute Abend geben Sie ihr, was Sie essen, und wenn sie ankömmt Kaffee und eine Semmel dazu, auch den Kindern Etwas.
In der größeren Cigarrenkiste finden Sie unter den Strümpfen auf ein gelbes Papier gepackt 10 Thaler. Die neuen Hüte der Kinder heben Sie ja recht gut auf, und aufsetzen lassen Sie sie ihnen nicht.
Wenn Sie fortreisen, so empfehlen Sie ja den Leuten große Vorsicht, auch insofern, daß sie abends niemand ins Logis lassen; die gute Stube schließen Sie ganz ab und Pauline muß dann bei Marien u. Elisen schla¬fen. Das Mädchen, die [sic] heute mitkömmt, kann auf dem Sofa in der Wohnstube schlafen, und hat sie nur eine Zudecke, so ists gut! geben Sie ihr eine Steppdecke, so brauchen Sie nichts zu überziehen. Pauline lassen Sie noch heute die Kleine herumführen, damit sie doch Etwas von Dres¬den sieht; die Brühlsche Terrasse, und ist irgend etwas hübsches im Thea-ter, so geben Sie beiden 6 gute Groschen, und lassen sie ins Theater gehen. – Friederike soll auch gehen, auch ihr geben Sie Geld dazu, sie kann dann einen anderen Abend gehen, nur nicht etwa, wenn Sie hier sind. Die Leute sollen ja immer bei den Kindern bleiben, ich stehe sonst Todesangst aus! Und nun Adieu für heute! ich hatte eine schreckliche Feder, dazu wenig Zeit – das mag mein fürchterliches Gekritzel entschuldigen.
Mit den herzlichsten Umarmungen Ihnen und den lieben Kleinen
Ihre
Clara Schumann.
Die Cigarren meines Mannes verschließen Sie gut.


  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Leipzig
  Empfänger: Steffens, Emilie, verh. Heydenreich, Emilie (3000)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 22
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Dresden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Carlos Lozano Fernandez und Renate Brunner / Dohr / Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-86846-032-2
912-914

  Standort/Quelle:*) ?"Pastorin Schwen (?) Freiberg"; D-Zsch, Abschr. aus Abhandlung von Schramm
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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