Kreischa, Donnerstag d. 17. Mai 1849
Liebe Emilie,
es würde mich sehr freuen, wenn Sie uns einmal hier besuchten, und woll¬te ich Ihnen vorschlagen, ob Sie sich nächsten Sonnabend nach Tisch aufmachen wollten; Sie gehen von Dresden nach Strehlen, von da nach Lockwitz und hierher bequem in 3 Stündchen; wenn Sie also in Dresden um 2 Uhr fortgehen, und im Lockwitzer Gasthof eine Stunde ausruhen, so sind Sie um 6 Uhr hier, bleiben dann den Sonntag hier, wo wir eine hübsche Parthie vorhaben, und Montag früh 6 Uhr lasse ich Sie mit dem Botenwagen (es ist freilich nur ein Planwagen, doch bin ich schon oft mit solchem gefahren) zurückfahren. Ich hoffe, mein Vorschlag gefällt Ihnen – hier ist es reizend, und würde Ihnen gewiß gefallen. Bepacken Sie sich aber nicht unnötig, Sie brauchen nur 1 Kamm, dann 1 Paar Schuhe extra, im Fall die Ihrigen naß würden. Ziehen Sie Ihre bequemsten Schuhe an, damit sie Sie nicht etwa drücken. Alles, was Sie sonst brauchen können, ein warmes Tuch oder ein Mäntelchen, wenns Abends kühl wird, kann ich Ihnen geben. Wollen Sie wohl zu Frl. Jacobi, Reitbahngasse Nr. 29 gehen und ihr den Vorschlag machen, ob sie Sie begleiten will? will sie nicht, so kommen Sie allein. Antwort bringen Sie schriftlich od. mündlich der Kreischaer Botenfrau, die Sie bis 4 Uhr bei Gastwirt Sachse an der Kreuz¬kirche (Freitag, morgen nämlich) finden. Jeder Mensch weist Sie dahin. Adieu! liebe Emilie! auf die Hoffnung, Sie zu sehen
Ihre
Clara Schumann.
Hier wohnen wir im Bade.
NB. Sollte etwa Sonnabend recht schlechtes Wetter sein, so kommen Sie, wenn Sie es mit den Stunden einrichten können, Montag Nachmittag, bleiben Dienstag hier und fahren Mittwoch früh wieder zur Stadt. Es wäre recht schade, wenn Sonnabend nichts würde, doch, jedenfalls lassen Sie aufgeschoben nicht aufgehoben sein! Adieu nochmals!
An Frl. Jacobi schreibe ich selbst noch eine Zeile. Ist das Wetter schön, so verschieben Sie die Partie nicht, man weiß nicht, ob es anhält.
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