Düsseldorf d. 23 Febr. 1852
Liebe Marie,
tief stehe ich in Ihrer Schuld, und selbst heute bin ich nicht im Stande sie abzutragen, denn ich habe gar zu wenig Zeit, und will’s Gott, und ist’s Ihr fester Wille, so sehen wir uns ja vielleicht bald! heute wollte ich Ihnen nur in Kürze mittheilen, daß ich entweder am 8ten oder 15ten März in Leipzig Concert gebe, und darin vielleicht die Rose zur Aufführung kömmt; Die¬selbe wird übrigens schon am 3ten März in der Singacademie in Leipzig aufgeführt, jedoch nur bei einer Privat-Festlichkeit, wo die Mitglieder Gäs¬te mitbringen. Am 18ten spiele ich dann noch im Abonnement-Concert. Ich schreibe Ihnen jedenfalls, sobald wir in Leipzig angekommen, eine Zeile. Ob wir nach Dresden kommen bezweifle ich, höchstens etwa auf einen Tag, doch glaube ich es nicht.
|2| Die Rose hat hier Furore gemacht, wie selten ein Ensemble-Werk! der Beifall war außerordentlich enthusiastisch, und das Orchester stimmte mit ein durch einen dreimaligen Tusch.
Beifolgend erhalten Sie wieder Einiges zur Wäsche, sowie ein Brief¬chen an meine Schwester, das zu besorgen ich Sie freundlichst bitte; auch lege ich das Geld für die Heflen bei.
Jetzt suche ich nun die Rechnung der Heflen, kann sie aber nirgends finden, wie dumm, und weiß nicht mehr, wie viel es war! ach, bitte, schreiben Sie es mir noch einmal, wenn Sie wieder schreiben. Sie müssen glau¬ben, ich sey recht unordentlich!
Die Sachen von der Wäsche schicken Sie mir wohl am besten nach Leipzig, wenn wir dort sind; hat es also bis spätestens zum 15ten Zeit damit. |3| Donnerstag, ┌Ueber┐ morgen in 8 Tagen spiele ich hier zum ersten Male wieder öffentlich nach einjähriger Ruhe, und zwar, was Sie gewiß interressirt, Chopin’s F moll Concert.
Ich muß aber schließen, ich habe noch einen langen Brief nach Leip¬zig wegen des Concerts zu schreiben.
Emilien gratulieren Sie recht herzlich von mir – ihr Unwohlsein weiß ich zu deuten, und kann mich darüber nur freuen.
Der Tod des armen Reinick hat uns recht sehr betrübt! –
Wollen Sie wohl so freundlich sein, und der Frau Bendemann recht schöne Grüße von mir <zu> sagen; ich schriebe ihr so gern, ich kann aber unmöglich Alles machen. Erzählen Sie ihr bitte, daß wir nach |4| Leipzig kommen.
Nochmals denn Adieu, meine liebe Marie! werfen Sie diese Zeilen gleich in’s Feuer. – Besseres verdienen sie nicht.
In steter Liebe
Ihre
Clara Schumann.
Dienstag.
NB: Das schwarze Kleid, sowie das weiß wollene möchte ich gewaschen, das rosa Felbel aber entweder rosa oder blau aufgefärbt haben, aber ja nicht zu dunkel. Die Kragen möchte ich von der Stickerin die auf der klei¬nen Gasse da bei’m Elbberg ┌wohnt┐ (der Name ist mir entfallen) auf feinen Mull wieder aufgenäht haben, oder auch auf feinen Brüsseler Tüll, wie sie es für das beste hält. Sie haben mir ja schon einmal einen Kragen bei ihr besorgt, nicht wahr? der Kragen und die 2 K. Spitzen sind zum Waschen für die Heflen.
Noch Eines: Das Pröbchen was hier steckt, ist die Probe von ei¬nem Kleide, das die Thieme gewaschen. Als Sie es mir schickten, habe ich nicht genau nachgesehen, ob Alles da war, und jetzt will ich mir das Kleid wieder machen lassen, da fehlt ein ganzes Blatt davon – denken Sie, wie fatal. Ach bitte, gehen Sie zur Thieme, die es vielleicht aus Versehen zurückbehalten hat. Bekomme ich es nicht wieder, so ist mir das Kleid verloren! –