Frankfurt a/m. 23/10.
Liebste Frau Volkland!
Dankend für Ihren lieben, eben erhaltenen Brief, eile ich, diesen sofort zu beantworten. Wenn ich meinte, Sie durch unsern Besuch zu stören, so war dies ja nur anbetracht dessen, daß uns ja jede Minute etwas bringen kann, was wir nicht erwartet haben; es könnte ja auch sein, daß Sie sich nicht wohl fühlten, und da ist einem doch ein Besuch |2| nicht angenehm.
Nun, wir wollen aber das Beste hoffen, daß wir einige trauliche Tage zusammen verbringen. Richten Sie sich aber nur auf zwei. Marie kann nicht gut fort von hier.
Die kleine Gesellschaft nach dem Conzert bei Ihnen ist mir sehr angenehm; nur fürchte ich für Sie die Unruhe! Zu La Roche bin ich gern bereit Montag Abend, nur würde ich bitten, daß wir halb acht schon zusammenkämen, u. es mir erlaubt wäre, <>gegen zehn Uhr nach Hause zu fahren, denn erstlich bin ich den Tag danach dem Conzert immer |3| sehr müde, dann wollen wir auch Dienstag früh mit dem Blitzzug nach Hause. Ich hoffe die lieben La Rochens geben dann nicht ein so ungeheueres souper, wie sie in Basel üblich sind. Ich kann das lange Sitzen bei Tisch gar nicht mehr ertragen und bin noch dazu auf Diät angewiesen, habe also nicht einmal das Hauptvergnügen an solch einem souper. Zu La Rochens gehe ich aber sehr gern, am liebsten wäre es in ganz kleinem Kreis. Und Sie, Liebste, nicht wahr, Sie machen es recht einfach für mich! Sie wissen ja, wie ich es zu Hause gewöhnt bin. Wir denken Freitag |4| den vierten zu reisen, wohl auch mit dem Blitzzug. Gebe der Himmel, daß nichts dazwischen kommt!
Wenn man so oft attaquen, so ganz unerwartet hat wie ich, so ist man so zaghaft. –
Nun leben Sie wohl, Sie beiden lieben Freunde!
Ihre
alte
Clara Schumann
|