23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 14259
Geschrieben am: Donnerstag 28.07.1887
 

Franzensbad, den 28 Juli 87.
Liebste Frau Volkland,
Wie sehr hat mich Ihr lieber Brief erfreut. Gern hätte ich sofort darauf geantwortet! Sie wissen aber ja, wie es bei uns immer geht, <>was jeder Tag an neuen Pflichten mit sich bringt und so haben Sie Nachsicht. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, wie sehr mich die Aussicht freut, ’mal wieder bei Ihnen einige gemütliche Tage zu verbringen, und herzlich danke ich Ihnen für Ihre freundliche abermalige Einladung. Gebe nur der Himmel, daß es dazu kommt. – |2| Über das „Wenn“ ist, wie Sie wohl wissen, noch nichts entschieden; Herr Eglinger wollte mir darüber noch schreiben. Mir wäre der November, etwa um die Mitte, am liebsten. Ich habe vor Weihnachten zwei Engagements in Frankfurt zugesagt, und wäre mir darum lieb, bald <>Weiteres zu erfahren, weil ich meine Einrichtungen darnach machen muß, denn ich brauche zwischen den verschiedenen Concerten lange Ruhepausen.
Von Ihnen hörte ich in letzter Zeit, daß Sie Ihrem lieben Manne bald in’s Bad nachgereist sind, und nun sind Sie wohl schon in Klosters? Ach, leider kommen wir ja nie mehr in die Schweiz, |3| die Reise dahin von hier aus (wahrscheinlich gehen wir doch über’s Jahr wieder hierher) ist doch sehr groß und eine Hauptsache, ich weiß, wie ich es auf dem Obersalzberg finde, fühle mich dort schon heimisch. Eugenie ist gestern abgereist, kommt dieser Tage nach Basel und Ende der Woche nach Mayen. Es ging ihr im Ganzen doch besser hier, und hoffe ich Alles von Mayen. Wäre das nicht, hätte ich sie nicht so weit von mir fortgelassen. Ach, es ist doch überhaupt so schwer, wenn man sich trennen muß! Das fühlt man auch mehr und mehr, je älter man wird. Marien geht es recht gut, und, bis auf die gänzliche Schlaflosigkeit, bekommen auch mir die Bäder gut – ich hoffe später wird |4| sich der Schlaf wieder einfinden – die Bäder müssen doch wohl aufregen.
Für Ihre Teilnahme an unserem Verluste herzlichen Dank. Leider sind die Eltern noch schwer gebeugt, freilich ist ja auch nur wenig Zeit erst darüber hingegangen. Wie großes Leid außer diesem wir noch durch meinen Sohn haben, erzähle ich Ihnen später; es ist lang und endlos.
Da ich nicht sicher bin, wo Sie <>jetzt sind, adressiere ich nach Basel, und hoffe, ich erhalte bald einmal wieder einige Worte, besonders auch über das Ergehen Ihres lieben Mannes.
Seien Sie Beide in alter treuer Gesinnung gegrüßt von
Ihrer Clara Schumann.
An Spitta sagen Sie, bitte, freundlichsten Gruß.
NB. Über den armen Herzogenberg sind auch Sie gewiß sehr bestürzt gewesen, und, leider höre ich, daß ihm die Kur in Teplitz nicht genützt. Der Himmel gebe, daß es kein langes Leiden sei!

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Franzensbad
  Empfänger: Volkland, Henriette (1640)
  Empfangsort: Basel
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
539ff.

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Autogr. K. Schumann, Nr. 172
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.