Berlin, den 5. Mai 1861.
So muß ich denn also kommen, liebster Johannes! Es hält aber schwer, daß ich mein Versprechen halte, denn ich habe so schrecklich zu tun hier, daß ich ganz elend davon bin, weil sich eben alles auf wenige Tage drängt. Die Nacht mag ich nicht gern reisen, es macht mich untauglich für den ganzen Tag.
Also morgen, Montag nachmittag, denn auf hoffentlich frohes Wiedersehen! Bitte, bestelle mir zwei Zimmer nebeneinander, aber womöglich nicht im 3. Stock und auch lieber nach der Seite hinaus als auf den Jungfernstieg, denn da kommt keine Sonne hin, und die habe ich lieber, jedoch dasselbe Zimmer im 2. Stock (das große Eckzimmer), welches ich vorm Jahr im 3. hatte, wäre mir auch sehr lieb, da hat man von der Seite die Sonne. Heins ist mir auch sehr erwünscht. Für Dein übriges Geld aber laß mich sorgen, gib es nur mir, ich hebe es Dir gut auf – besser mit Zinsen, als verzehrt! Ich werde Dir doch Dein Geld nicht verzehren, liebster Johannes? Aber lieb ist es mir, wenn Du für mich akkordierst – das macht sich immer besser vorher als nachher.
Bleibt denn Stockhausen noch die ganze nächste Zeit in Hamburg? Sage doch nicht allen Leuten, daß ich morgen komme, sonst kommen sie gleich alle, und morgen will ich doch mal erst Dich haben.
So denn mit Gott morgen, mein lieber teurer Johannes. Den Deinen schönste Grüße, Dank von Marien an Wagners, ich habe sie aber lieber bei mir und mag Dich in Deinen Räumen nicht gern länger als 24 höchstens Stunden beschränken.
Von ganzem Herzen
Deine
Clara.
Ich komme wohl 3 1/2 oder 4(?) Uhr.
|