23.01.2024

Briefe



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ID: 14099
Geschrieben am: Donnerstag 11.10.1860
 

Godesberg, den 11. Oktober 1860.
Lieber Johannes,
das hast auch Du nur fertig gebracht, daß ich zu dem alten – ging! Nun, kurz und gut, er will die Lieder drucken, und bat nur sehr um Erleichterung der Harfenpartie für das Klavier – er habe es so nicht herausgebracht. Ich glaube es wohl, mit krüppligen Fingern geht’s wohl auch nicht besonders. Kannst Du nicht ein anderes etwas leichteres Klavier-Arrangement machen? Das ist Dir ja ein leichtes. Vor allem schicke ihm gleich den Chor, er will mir bis zum 27. d. M. die fertigen Stimmen nach Dresden schicken, die Partitur habe ich ja dann; er sprach aber von drei Liedern nur. Hast Du das eine, weniger schöne, herausgelassen? Also schicke nur ja gleich zum Druck der Chorstimmen das Nötige, recht korrektes Manuskript, damit keine Fehler hineinkommen, und schreibe ihm dabei, daß er mir die Stimmen nach Dresden per Adresse: Halbe Gasse Nr. 3 beim Professor Hübner schickt, daß ich aber bis zum 27. sicher darauf rechne.
Mit der Serenade ist er bis zur Hälfte – ich sagte ihm, er möchte sich doch ja eilen, damit man sie in Leipzig schon aus den gedruckten Stimmen spielen könne. Ich freute mich sehr, zu hören, daß er die Partitur druckt . . . . .
. . . . . Ich werde morgen nach Düsseldorf gehen, wohne aber, da die arme Leser seit 6 Wochen an einer hartnäckigen Augenentzündung leidet . . . . . bei Bendemanns . . . . .
Ich bleibe dort nächste Woche, gehe aber Ende der Woche schon nach Dresden.
In Köln habe ich für den 23. abgeschrieben – ich werde ganz nervös in dem Gedanken an die Hetzerei. Ich befinde mich überhaupt sehr schlecht – mit mir nimmt es gewiß noch ein schlimmes Ende – Sorgen und Gram drücken mich mehr, als ein Mensch es ahnt. Doch nichts weiter davon.
An Joachim will ich schreiben, daß er mir das Sextett womöglich vorspielt, wenn ich durch Hannover komme. Darauf würde ich mich mal freuen.
Erlaubst Du mir, wenn ich an Avé schreibe, eine kleine Intrige wegen der Serenade? Etwa so: Ich hoffte, für meine Zusage täten sie mir auch einen Gefallen und ließen mich eine Deiner Serenaden hören – es wäre das Liebste, was sie mir tun könnten etc. Darf ich?
. . . Nach Leipzig reise ich zum 19. – könnte nicht Joachim Deine Serenade dirigieren? Ich weiß, dass er im selben Konzerte spielt.
. . . Schreibe doch David, dass Joachim sie schon dirigiert, also genau kennt etc. Joachim tut’s gewiß mit tausend Freuden!
Adieu denn! Schreibe mir recht bald wieder! Erheitere Deine Dich herzlich grüßende
Clara.









  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Godesberg
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Hamburg
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
728-731

  Standort/Quelle:*) unbekannt, vgl. Druck
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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