Frankfurt a/m d. 2ten März 79.
Liebe Marie!
Fürerst lassen Sie mich Ihnen sagen, wie herzlich es mich erfreut hat, mal wieder von Ihnen zu hören. Aus Ihren Zeilen, darf ich wohl entnehmen, dass Sie u. Ihre liebe Freundin wohl sind. Was Ihren Wunsch bezüglich der Frl. Dann betrifft, so werden Sie begreifen, dass ich ohne sie zu ken¬nen kein Versprechen geben kann; in keinem Falle aber würde ich mich |2| darauf einlassen, ihr Stunden zu geben, wenn sie die Lieder nicht singt. Ich habe bei der Thätigkeit an der Schule sehr wenig Zeit für Pri¬vatunterricht, u. daher meinen Preis auf 30 Mark die Stunde gesetzt. Dies erwähne ich, weil Sie mich darum fragen. Will nun das Fräulein auf das Risico hin im April hierherkommen, so soll sie |3| mir später dann ihre Ankunft melden.. Hat sie Bekannte hier? Wenn nicht, so könnte ich ihr Wohnung bei einer sehr geschätzten Dame verschaffen oder noch besser ihr die Adresse derselben geben.
Was Sie mir über Faust schrieben freut mich sehr; verwundert war ich aber, über das, was Sie mir von Buls als Faust schreiben. |4| Er hat ihn Pfingsten in Düsseldorf gesungen, damals aber noch keine Idee von einem Verständniss, wenngleich mit schöner Stimme; ich nehme an, dass er grosse Fortschritte gemacht, u. das würde mich doppelt erfreuen, denn für diese Partie, gab es bis jetzt nur Stockhausen.
Schliesslich muss ich Ihnen die sehr traurige Nachricht geben, dass wir Mitte dieses Monates unsern Felix nach langen schweren Leiden ver¬loren haben. Sie erlassen mir Ihnen von unserem Schmerze zu sprechen; ich weiss, Sie fühlen innig mit uns, u. so grüsse ich Sie nur noch in alter getreuer Gesinnung als
Ihre von Herzen ergebene
Clara Schumann.
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