Montag d. 17 Juni 1850
Liebe Emilie,
die Kinder kommen nun Morgen Dienstag Nachmittag 31/2 Uhr, und bittet [sic] ich Sie recht sehr, daß Sie oder Pauline die Kinder am Bahnhof erwarten, von da nehmen Sie eine Droschke und fahren mit ihnen nach Haus – die Koffer nehmen Sie gleich mit in der Droschke. Im Koffer finden Sie Einiges, was ich mit zurückschicke, in der schmutzigen Wäsche auch Einiges von mir, was ich Sie bitte in die große Wäsche zu werfen. Zu¬gleich will ich auch 10 Thlr. noch beilegen, damit es Ihnen nicht an Gelde fehlt. Recht lieb wäre mir’s machten Sie extra einen kleinen Auszug von den Ausgaben, die ich meinem Manne nicht berechne, als die Schneiderin, Taschentücher, Hoosen [?], Näherin ect. Wäsche desgleichen.
Heute bitte ich Sie nun um umgehende Sendung zweier Sachen, näm¬lich das Buch, worum ich Sie schon einmal bat, es liegt auf meinem Cla¬viere, gelblich broschürt, und stehen Lieder von mir |2| geschrieben dar¬in, auch liegen einige Notenpapier-Schnitzel darin, die Sie natürlich nicht mitschicken; dann gehen Sie in meines Mannes Stube, setzen Sich an sein Clavier, und strecken den rechten Arm aus nach dem ersten Notenpack unten in seinem Notenregal, da finden Sie Exemplare von dem Lieder-Album für die Jugend von meinem Manne, da suchen Sie ein reinliches Exemplar aus und schicken es mit – natürlich gut verpackt, damit es nicht beschädigt wird. Beides bitte recht bald! –
Gestern habe ich Sie gewiß recht betrübt mit meinem Briefe, ich war aber so aufgeregt, daß Sie es mir nachsehen müssen! ich war den ganzen Tag krank, so daß mein Mann sich immer wunderte, wie ich aussah, ich sagte es ihm aber natürlich nicht, denn dann hätte er sich auch noch geär¬gert! nun genug davon, und zur Hauptsache! –
Die Oper ist nun Sonnabend d. 22ten, |3| und vor der Hand die 2te Aufführung auf Dienstag d. 25 festgesetzt. Ich denke nun also daß Sie Freitag, oder Sonnabend Früh ankommen, und bitte Sie es mir genau zu schreiben, und auch, wie viel Billete ich bestellen soll, (für Sie habe ich natürlich schon) da<ß>s muß ich aber bald wissen. Schicken Sie zu Hübners, Bendemanns, Schubert, Brochocka ┌Jacobi┐ und Krägen (Letzterer wohnt Amalienstraße Nro 14 2 Treppen) und lassen es ihnen sagen, daß die Aufführung Sonnabend ist. Bei ersteren Beiden wäre es wohl schicklicher, Sie gingen Selbst. Richten Sie Sich dann ein, daß Sie den Sontag [sic] hier bleiben, wo Spohr, Liszt, Gade und Manche noch Abends bei uns sein werden. Sie steigen hier bei uns ab, Preußer’s haben es sehr freundlich gestattet, und so handelt’s sich nur darum, daß ich bestimmt weiß, wenn Sie kommen.
Werden denn aber die Leute die |4| Kinder gut versorgen? legen Sie ihnen das ja recht an’s Herz! sie dürfen gar an nichts Anderes denken, als die Beaufsichtigung, denn Sie wissen ja Selbst, daß gerade die Großen der meisten bedürfen. Und nun noch Eines: halten Sie die Kinder knapp mit Vergnügungen, sie haben deren sehr viel hier gehabt, und sind sehr übermüthig in den letzten Tagen geworden, so daß es Zeit wurde sie ka¬men fort.
Wir werden noch nicht gleich nach der <Anku> Aufführung zurück¬kehren, denn wir wollen dann die 2te noch abwarten, doch denke ich d. 26 oder 27ten zurück zu sein.
Und nun Adieu, liebe Emilie! – Küssen Sie die Kleinen Alle, und schreiben recht bald wieder
Ihrer
Cl. Sch.
Nb:
Schicken Sie auch zu Gottschalk und Güntz, die es auch gern wissen wollten, wann die Oper statt findet.