Frankfurt a/M d. 27 Dec. 1893.
Meine theuere Emma,
wieder hast Du mich so lieb bedacht und, meine Kinder mit, die Dir den herzlichsten Dank schicken. Ich umarme Dich in immer alter Liebe, meine gute Emma. Aber, ich bin betrübt über Deinen Brief, dem ich anfühlte, oder vielmehr, ich sah es der Handschrift an, daß er Dir schwer geworden. Wüßte ich nur ’mal Genaueres von Dir, was Dir fehlt? hast Du Schmerzen, oder ist es Schwäche von Krankheit zurückgeblieben? ich sinne immer, was es sein kann!? –
Wir haben das Fest still mit den Unsrigen gefeyert – im Alter hat man doch nicht mehr die Freude daran, schon der Mangel an Kräften, Alles zu besorgen, an Vieles zu denken, der stimmt herunter! – Die Freude der Kinder, kann man auch nicht mehr wie früher, wo Alles einfacher war, mitempfinden. Der Luxus hat sich so enorm gesteigert, daß wir Alten immer erschrecken müssen. Nun, Gott sei Dank, wir <>haben das Fest gesund gefeiert, und haben unsere theuere Eugenie bei uns – das ist unser schönstes Weihnachtsgeschenk! –
Du kannst Dir denken, daß ich enorm viel zu schreiben habe, daher muß ich schließen. Lies viel Liebes noch zwischen den Zeilen, und einen meiner innigsten Wünsche für Dich und Deine theueren Kinder zum Jahres-Wechsel. Die Kinder vereinigen ihre Wünsche mit den Meinen, und ich umarme Dich in alter
treuer Liebe
Deine
Clara.
Ich wäre der lieben Louise so dankbar, wenn sie mir ’mal über Dich schriebe – so oft weilen meine Gedanken bei Dir, daß ich es wohl verdiene.
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