23.01.2024

Briefe



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ID: 12994
Geschrieben am: Mittwoch 17.05.1893
 

Frankfurt d. 17 Mai 93
Liebe Marie
meine Depesche mit „Ja“ haben Sie erhalten! Sie sind mit Ihrer lieben Einladung meinem besonderen Wunsche entgegengekommen, und ich hatte nur die Scheu, ob Sie nicht vielleicht über diese Tage schon verfügt hätten. Nun wäre alles gut, wenn nur nicht die große Sorge um Robert wäre! Sie wissen wohl Alles, durch Leisler’s – es ist ein grausames Mißgeschick, und ich bin schrecklich traurig für beide [Eltern]; die arme Elise, die ihn nun in einer kleinen Mansardstube pflegt (doch nein, klein ist sie nicht, aber doch Mansardstube) ganz abgesondert ist v. d. anderen Kindern [u. der Familie des Dr Gillhausen], was schrecklich ist, und der arme Louis, der nun immer herumläuft, d. h. hin und her, und sich furchtbare Sorge macht [den Robert nicht sehen darf.]! Zum Glück kommt Carl aus London, bringt die Claire mit, das Haus und Kinder zu überwachen, und das ist mir eine wahre Beruhigung. Aber, der Robert hat starkes Fieber und Husten. Doch, alles Weitere (auch ganz leidliches) bald mündlich, hoffendlich. Julie ist natürlich entzückt über Ihre liebe Einladung, muß aber auf alle Fälle den 2t Feiertag früh zurück, weil ihr Bruder aus Rüsselsheim doch einen Feiertag bei ihr sein möchte. Eigentlich kommt er Sonntag, aber ich denke, das kann er verlegen. Wir bleiben nur zu gern die 2 Feiertage, wenn wir nicht zu beunruhigende Nachrichten von hier bekommen. Gern kommen wir schon Sonnabend Nachmittag. Mit welchem Zug am besten, so daß wir etwa um 6 oder 7 Uhr bei Ihnen sind? bitte senden Sie mir noch eine Karte.
Ein kleiner Koffer kommt aber mit!!! Ihre treue Clara

P. S. Beinah hätte ich eine Hauptsache vergessen – wir erwarten
Betty am Sonnabend – dürfen wir sie mitbringen? alleine lassen könnten wir sie hier doch nicht. Aber, haben Sie denn auch Platz für uns Alle! – Sollte ein Zufall wollen, daß Letzteres nicht der Fall wäre, so könnten wir auch Sonnabend über 8 Tage kommen, am 27ten. Es wäre uns freilich sehr leid, aber, ich möchte Ihnen ja keine Verlegenheit bereiten. –
Bitte antworten Sie gleich, liebe Marie, nur per Correspondenzcarte.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Oriola, Marie von, geb. Christ, verh. Berna (2699)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 12
Briefwechsel Clara Schumanns mit Landgräfin Anna von Hessen, Marie von Oriola und anderen Angehörigen deutscher Adelshäuser / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2015
ISBN: 978-3-86846-023-0
628f.

  Standort/Quelle:*) D-DÜhh, s: 67.6395
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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