Interlaken d. 26ten Juni 94.
Liebster Joachim,
diesmal fehle ich nicht, am 28ten daß es im vorigen Jahre geschah, habe ich noch nicht verschmerzt! Möge Ihnen nun das neue Jahr vor allem Gesundheit gewähren, und Ihnen Trübes fern bleiben, was ja im letzten Jahr nicht durchweg der Fall war! – Wie gern hätte ich in Basel ein ungestörtes Stündchen mit Ihnen allein gehabt, es lag mir so manches auf dem Herzen, aber dazu war ja keine Möglichkeit. So muß ich denn hoffen, vielleicht hier in Interlaken ’mal!? – Wir sind nun ganz eingelebt hier, und es geht Alles sehr gut, nur möchte ich ein paar Freunde hier haben, es wird mir der Tag so lang, da ich meine Augen doch nicht zu viel anstrengen darf, wiederum den Rücken nicht mit zu vielem Spielen. – Dabei fällt mir ein, ich möchte doch, wenn Sie kommen für einige Sonaten sorgen, wenn Sie nämlich Ihre Geige mitbringen. Auf alle Fälle lassen Sie mich es wissen, wenn Sie kommen, damit ich keine der gewiß kurz bemessenen Zeit verliere, ich meine, der mir zugedachten Zeit. Unser Logie hier ist klein, niedrig, aber behaglich, und durch Mariens Fürsorge fühlen wir uns wie zu Haus. Müßte man nur im Alter nicht gar so viel an seinen Körper denken, und, wozu? Ein großer Schmerz war mir Ihr Concert neulich nicht hören zu können, es war wie eine geheiligte Freude, die reine Verklärung, sagt Marie, und ich weiß, wie es war! – Leben Sie wohl, lieber, bester Joachim! alle treuen Wünsche von uns Beiden
Ihre alte Cl. Sch.
Frau von Beulwitz unsere Empfehlungen.
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