23.01.2024

Briefe



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ID: 12695
Geschrieben am: Freitag 19.12.1890
 

Frankfurt d. /12 90
Lieber Johannes,
ich habe Dir zwar gar nichts zu erzählen, möchte aber doch am Weihnachtstag nicht fehlen, dann habe ich Dir auch zu danken für schnelle Karte und Brief. Ich hatte wirklich den angegebenen Datum verbummelt, denke aber, ich kam doch noch rechtzeitig, u. jetzt ist Alles besorgt. Von Berlin habe ich über das Quintett gehört – es soll gar herrlich sein! auch |2| hat mir Hanslick seine Recension geschickt, wofür Du ihm danken willst! Von Wem ist der andere Artikel a. der Musik-Zeitung, ich kann ihn nicht errathen. Mit großem Interresse, und nicht ohne Neid gegen die, die das Quintett bereits kennen, habe ich die Motive ect. studirt, wie schwer ist es aber sich dazu die Harmonien zu denken! ┌ich weiß aber doch schon einen Satz für den ich sehr schwärmen werde mit seinem sanften Anfang u. Schluß.┐
Werden wir es nun hier auch hören? ich hoffe es sehr, wenn auch die Ausführung keine vollkommene sein kann, bei so verschiedenen Kräften!
|3| Spengel soll ja ein sehr guter Chordirector sein, hat er aber auch schon Orchester geleitet, ich meine Symphonien ect.? natürlich, was ich von ihm gehört, ist nur das Beste. Wir haben nun hier auch sehr für Volkland gesprochen, ich glaube aber, sie fürchten ihn, daß er nicht immer Allem gewillt sein möchte, was sie hier wollen.
Mir wäre er sehr recht, denn ich habe schöne Leistungen unter seiner Leitung gehört. Dann, ist er doch ein frischer Musiker, noch nicht blasirt. Wir sind |4| Alle sehr gespannt, und fürchten eigentlich einen Schreckschuß! – Nun, bald muß es sich ja entscheiden. Heute haben wir 9te Symph. Ich konnte mich nicht entschließen in’s Concert zu gehen, die Tempo’s i. d. 9ten sind nicht auszuhalten, und dazu Concert v. Liszt (Menter) – das kann ich nicht mehr ertragen!
Leb wohl für heute! Nimm alle schönsten Wünsche zum Fest (bei der Franz wird es wohl traurig sein, aber Du bist wohl bei Fellingers?) Dann auch für das neue Jahr alles Gute für Dich, und das Schönste, Dein Quintett, für uns!
Deine alte getreue
Clara.
Marie u. Eugenie senden das Herzlichste z. neuen Jahr.

[Umschlag]
Herrn
Dr Johannes Brahms.
Wien IV
4 Karlsgasse.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Wien
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1978fff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: N.Mus.ep. 1720; Umschlag: A-Wst: 55746,68a
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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