Frankf. a/M d. 10 <>Mai 1888.
Lieber Joachim,
Ihren lieben Brief durch Frl. Hundoegger erhielt ich, und danke Ihnen herzlich für die Nachrichten. Von unseren Sommerplänen steht so ziemlich fest für Juli Franzensbad und für später Obersalzberg – ich gehe am liebsten dahin, wo ich weiß wie ich Alles finde! Ob Sie uns ’mal wieder dort besuchen werden? wie sehr Sie uns erfreuen dadurch, wissen Sie! – Ich habe heute noch eine Bitte an Sie. Sie erinnern sich vielleicht eines Gespräches in London über die Manuscripte, und daß ich damals und auch jetzt noch auf mein letztes Schreiben an Herrn Althoff ohne Antwort blieb. Das ist mir doch in zweierlei Hinsicht recht unangenehm. Erstlich hoffte ich die Angelegenheit abgeschlossen, zweitens ist doch das Schweigen gegen mich sehr unhöflich, und kann ich es mir nur als persönliche Unart von Althoff erklären, der verstimmt war, daß ich mich nicht von ihm überrumpeln ließ. Könnten Sie sich nicht einmal erkundigen wie die Sache zusammenhängt? wenn Dr Althoff meinen letzten Brief dem Cultus-Minister gezeigt hat, so kann Dieser doch nichts darin finden was nicht gerechtfertigt wäre. Oder, sollte Althoff meine Antwort gar nicht ausgerichtet haben? die Adresse von Dr Regierungsrath Althoff ist: im Kultusministerium. Es ist mir so leid Sie zu bemühen, aber, Sie boten es mir doch so freundlich in London an, und es liegt mir so viel daran endlich die Sache abgemacht zu sehen. Wir hatten herzliche Freude am Besuche der Soldat – sie ist doch eine tüchtige Künstlerin mit vielen schönen Eigenschaften. Nun, Sie kennen <S> sie ja besser als alle Andren. Ich muß schließen! sehe Sie leider in Aachen nicht, kann Musikfeste nicht mehr mitmachen, da sie mich zu sehr anstrengen. Mit herzlichsten Grüßen, liebster Joachim Ihre alte Clara Schumann
|