23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 12596
Geschrieben am: Montag 14.12.1891
 


Frankfurt a/M d 14 Dec. 1891.

Liebster Joachim!

Nun sind die schönen Tage in Berlin auch ’mal wieder vorüber! wie viel war ich im Geiste um Sie, und hätte Ihnen ja längst für Ihren lieben Brief aus Meiningen danken müssen, ich war ja so sehr erfreut, daß Sie inmitten aller Zerstreuungen an mich gedacht hatten, aber, wie es in mir aussieht, wie ich oft Wochen lang einen Brief in der Mappe liegen habe, und nicht den Entschluß fassen kann zu schreiben, – ach, ich will Sie nicht mit Entschuldigungsgründen langweilen, Sie wissen ja, auch wenn ich schweige, wie ich im Geiste Alles Sie und Brahms Betreffende mit durchlebe, aber jetzt nicht ohne große Wehmuth, daß mir Alles versagt ist, – Gott sei Dank, Liebe und Freundschaft nicht, daran halte ich auch mit allen Fasern meines Herzens – an den Kindern und Freunden. Wann werde ich nun die neuen Sachen ’mal hören können? Mein Zustand ist immer derselbe – der Arzt räth mir jetzt ’mal bei einem Ohrenarzte das Gehör untersuchen zu lassen, aber nichts daran thun zu lassen. Was nützt dann das Untersuchen? Nun noch einen sehr herzlichen Gruß von uns Dreien und dankbarsten Händedruck für Ihr Gedenken

Ihre alte Cl. Sch.


  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Joachim, Joseph (773)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
1436f.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6670-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.