Frankf. d. 27 Juni 89.
Liebster Joachim,
mit den herzlichsten Wünschen zu Ihrem Festtage1 komme ich heute! Sie haben ein schönes Jahr hinter sich, was uns von Außen an Liebe und Verehrung gespendet werden kann, das haben Sie erfahren, und alle Ihre Freunde haben tief mit Ihnen das Freudige empfunden, doppelt, als wir Alle wissen, wie Schweres Ihnen auf der andren Seite auferlegt ist. Der Himmel erhalte Sie nur noch recht lange in der Frische, die Alle, die Sie neuerdings wieder gehört, hingerissen hat. Wie gern hätte ich Sie in Cöln gehört, aber, solche Musikfeste kann ich nicht mehr aushalten – aussuchen, was man gern hört, kann man ja nicht. Werden wir Sie diesen Sommer sehen? wir gehen am 12 Juli nach Franzensbad dann im August nach Obersalzberg, schließlich hoffen wir in Baden die letzten Wochen der Ferien zu verbringen. Wohin gehen Sie? etwa wieder Marienbad? Rudorff hat uns gestern besucht, das erste Mal hier in Frkf. ich habe mich sehr gefreut ihn ’mal ein paar Stunden zu haben, u. gemüthlich mit ihm plaudern zu können. Er bleibt immer derselbe, lebhaft und gesinnungstreu empfinden, das thut mir besonders wohl – man vereinsamt in jetziger Zeit ja immer mehr! – Die Kinder senden ihre innigsten Wünsche, und ich bin und bleibe
Ihre
treueste
Clara Sch.
Meine Grüße an Ihre lieben Söhne u. Frau v. Beulwitz.
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