23.01.2024

Briefe



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ID: 12231
Geschrieben am: Montag 11.11.1889
 

Frankf. a/M
d. 11 Nov 1889.

Lieber Herr Goldschmidt
ich brauche Ihnen wohl kaum zu sagen, wie sehr es mich erfreut hat, aus Ihrem Briefe vom 17 Oct. zu ersehen, daß Ihnen mein kleiner Beitrag zur Biographie der theuren Dahingegangenen erwünscht gewesen. Ich hätte Ihnen dies gleich gesagt, aber, Sie fragten |2| mich wegen meinem Schüler Borwick, und wollte ich gern sein erstes Auftreten in Deutschland abwarten, ehe ich Ihnen darüber schriebe. Dasselbe hat nun vorigen Freitag im Museum hier statt gefunden, und er hat die schönste Aufnahme gefunden, Ich lege Ihnen hier einige Worte aus einer Zeitung bei; leider war Borwick mit der Wahl des Instrumentes nicht ganz glücklich, dasselbe |3| war neu und noch etwas weich, folglich nicht passend für den großen Raum; er ließ sich dadurch bestechen, daß es sich ihm angenehm spiele, und ich hatte nicht den Muth ihn zum Gebrauche meines Concert-Instrumentes zu zwingen. Gerade im Gegentheil deßen was der Berichterstatter tadelt, zeichnet er sich durch seinen kräftigen, schönen Anschlag aus, die Fülle des Tones im Piano, daran arbeite ich noch viel mit ihm! Ich bin aber überzeugt, Sie |4| werden, laßen Sie ihn spielen im Philh. <> keinen Fehlgriff thuen. Das Manuscript der Biographie, eventuell der betreffenden Stellen, wird mir sehr lieb sein. Die Falk habe ich damals angenommen. Schließlich noch Dank, lieber Herr Goldschmidt für Ihren lieben ausführl Brief und die Versicherung meiner aufrichtigsten Hochschätzung.
Ihre ergebn
Clara Schumann

|5| P. S.
Ich vergaß noch Ihnen zu sagen, daß das fragliche Wort bei Gelegenheit des Sonnenschein „Buckel“ heißt, was hier von meinem Manne humoristisch gemeint war, nicht durch „Rücken“ etwa ersetzt werden dürfte. Ich möchte Ihnen noch die reizende Antwort Ihrer Frau mittheilen, die darauf erwiederte „wer läßt sie denn scheinen“? (sie meinte damit den Componisten) |6| Im Bezug auf Borwick erwähne ich, daß Mr und Mrs Street, zu seinem Auftreten hierher gekommen sind, u. Ihnen mündlich über ihn berichten können, sie sagten mir, sie seyen Freunde von Ihnen. Ich freute mich ihrer Bekanntschaft, sie scheinen mir sehr liebenswürdig, und begeisterte Musikliebhaber! —

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Goldschmidt, Otto (546)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
261ff.

  Standort/Quelle:*) S-Skma, s: Brev. Lind-Goldschmidt
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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