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ID:
12227

Geschrieben am:
Sonntag 18.12.1887

Frankfurt a/M

d. 18 Dec. 1887.

Lieber, geehrter Herr Goldschmidt,

möchten Sie meine Verspätung dieser Zeilen nicht als Mangel an Theilname für Sie und Ihre lieben Kinder ansehen. Ich glaube nicht, daß Jemand mehr die Größe des Verlustes, der Sie und Alle, denen es vergönnt war mit ihr, der theueren Verstorbenen, zu |2| verkehren, betroffen hat, empfinden kann, als ich es thue, und auch, daß sie so viel gelitten hat, wie viel muß ich daran denken! – Es läßt sich in Worten gar nicht sagen, wie jeder Gedanke an sie mir das Herz bewegt. In munterster Erinnerung trage ich alle die herrlichen Stunden, wo sie mich begeistert, über Alles erhoben hat, wie es nur das Gottbegnadete Genie vermag, und, was sie mir |3| in der

schwersten Zeit meines Lebens an Freundschaft erwiesen, das lebt auch für alle Zeit in mir fort! – Ich möchte Ihnen in Ihrem großen Leide nicht von unserem tiefen Kummer, an dem wir schwer tragen, sprechen, aber, schreiben Sie es diesem zu, wenn ich nicht früher schrieb. Sagen Sie Ihren Kindern von unserer tiefsten Theilname, meine |4| Töchter möchten auch Sie der ihrigen versichert wissen, und glauben Sie

stets an die treue Gesinnung

Ihrer ergeb

Clara Schumann.

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Frankfurt am Main

Empfänger:

Goldschmidt, Otto (546)

Empfangsort:

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
Seite: 245f.

Standort/Quelle:^*)
S-Skma, s: Brev. Lind-Goldschmidt

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	12227
Geschrieben am:	Sonntag 18.12.1887	Frankfurt a/M d. 18 Dec. 1887. Lieber, geehrter Herr Goldschmidt, möchten Sie meine Verspätung dieser Zeilen nicht als Mangel an Theilname für Sie und Ihre lieben Kinder ansehen. Ich glaube nicht, daß Jemand mehr die Größe des Verlustes, der Sie und Alle, denen es vergönnt war mit ihr, der theueren Verstorbenen, zu \|2\| verkehren, betroffen hat, empfinden kann, als ich es thue, und auch, daß sie so viel gelitten hat, wie viel muß ich daran denken! – Es läßt sich in Worten gar nicht sagen, wie jeder Gedanke an sie mir das Herz bewegt. In munterster Erinnerung trage ich alle die herrlichen Stunden, wo sie mich begeistert, über Alles erhoben hat, wie es nur das Gottbegnadete Genie vermag, und, was sie mir \|3\| in der schwersten Zeit meines Lebens an Freundschaft erwiesen, das lebt auch für alle Zeit in mir fort! – Ich möchte Ihnen in Ihrem großen Leide nicht von unserem tiefen Kummer, an dem wir schwer tragen, sprechen, aber, schreiben Sie es diesem zu, wenn ich nicht früher schrieb. Sagen Sie Ihren Kindern von unserer tiefsten Theilname, meine \|4\| Töchter möchten auch Sie der ihrigen versichert wissen, und glauben Sie stets an die treue Gesinnung Ihrer ergeb Clara Schumann.
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Frankfurt am Main
Empfänger:	Goldschmidt, Otto (546)
Empfangsort:
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 7 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023 ISBN: 978-3-86846-018-6 Seite: 245f.

Standort/Quelle:^*)	S-Skma, s: Brev. Lind-Goldschmidt
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla