Frankft, den 13. Mai 86. Myliusstraße 32.
Lieber, verehrter Herr Professor,
Da ist der alte Plagegeist schon wieder, kaum habe ich mich in Ruhe einige Monate des schönen Erfolges der Jugendbriefe erfreut, da kommen Härtels wieder mit <In>Inliegendem und versetzen uns in neue Aufregung. Wieder wende ich mich an Sie mit der Bitte um Ihren freundschaftlichen Rat. Sie sehen aus Innliegendem [sic], was Härtels wollen. So gern ich ihnen einen Vorteil gönne, so will mir ein zweiter Band, oder Anhang an die Jugendbriefe, wenigstens, von mir mit herausgegeben, nicht gefallen, auch habe ich wirklich diesen Sommer so viel Anderes mit der Gesammtausgabe der Schumann’schen Werke zu thun, daß mich eine neue Verpflichtung in höchste Aufregung versetzen würde. Übrigens muß ich bemerken, daß Härtels mir bis jetzt noch nicht den Rest des Honorar’s bezahlt haben, was ich eigentlich nicht begreife, da das Werk doch so enorm viel gelesen worden ist, sogar in England und Amerika. Müßte ich nun nicht erst wegen dieser Schuld (des Restes) Erwähnung gegen Härtels thun? Denn, was meinen Sie, wenn ich Härtels das Eigenthumsrecht der bereits gedruckten Briefe,ich meine die Briefe, die in den verschiedenen neueren Biografien stehen (das ich ja nach dem neuem Gesetze noch bis zum 31. Dezember dieses Jahres besitze) verkaufte <?>, und ihnen die Herausgabe allein überließe, ich hätte auch einige Briefe noch, die ich ihnen dazu geben könnte. Auf Teilung lasse ich mich natürlich gar nicht ein. Wie wäre es nun, wenn ich nun zugleich auch das weitere Verlagsrecht auf die Jugendbriefe ihnen verkaufte, d. h. nach Abzahlung des Restes für das 4.te Tausend?
Bitte, lieber, verehrter Herr Professor, helfen Sie mir wieder, und seien Sie mit Ihrer lieben Frau auf das herzlichste gegrüßt von
Ihrer
dankbarst ergb
Clara Schumann.
NB. Wollen Sie mir den innliegenden Brief gütigst zurücksenden.
Entschuldigen Sie, daß ich nicht eigenhändig schreibe; Sie kennen aber meine Armleiden, die mir immer Entsagung auferlegen.
Nehmen Sie mit Ihrer lieben Frau meine wärmsten Grüße und glauben Sie mich allezeit
Ihre
treu ergebene
Clara Schumann.
P.S. Ich vergaß Ihnen mitzutheilen, daß meine Kinder ganz nahe bei Frankfurt (circa 20 Minuten von uns) einen Landsitz bewohnen, von dem aus man leicht die Stadt erreicht, was für geselligen Verkehr angenehm ist.
|