Wildbad Gastein d. 2ten Juli 85.
Verehrter Herr Professor,
in meiner Briefangelegenheit bin ich leider noch nicht weiter gelangt, da ich zu Hause vor der Abreise zu sehr in Anspruch genommen war um in Ruhe überlegen zu können. Auf meiner Reise hierher besuchte ich in München Paul Heyse, der mir früher schon gesagt hatte, daß er die Briefe gern einmal durchsehen und mir seinen Rath ertheilen würde. Dabei kamen wir dann natürlich auch auf das Geschäftliche zu sprechen und war ich sehr erstaunt von Heyse zu hören, daß wir unsere Ansprüche wohl viel zu hoch gestellt hatten. – Er sagt; es werden so wenig Bücher in Deutschland gekauft, daß ein Verleger selbst mit den beliebtesten Schriftstellern wenig Chance zu einem großen Absatz habe. – Heyse rieth zuerst zu einer Auflage von 2 000 Exemplaren zu 2 000 Mark, – als er aber hörte, die Schutzfrist laufe mit dem 31t Dec. 86 ab, meinte er folgendes: entweder Härtels machen eine erste Auflage zu 2 000 Exemplaren, den gebundenen Band à 6 Mark verkäuflich, u. honoriren mir diese mit 3 000 Mark, so daß ich von jedem Band 1 1/2 Mark hätte, oder aber, sie kaufen das Recht auf 5 000 Exemplare zu 5 000 Mark. Innerhalb dieser 5 000 Exemplare dürfen sie frei schalten, d. h. einzelne Auflagen machen so groß sie wollen u. die einzelnen Bände verkauflich so theuer oder billig wie sie wollen. – Härtels hätten dann größere Freiheit u. könnten ja eine erste theuerere Auflage, denn billiger machen wie sie wollten. Das letzte Arrangement wäre dann so gut wie ein für allemal verkauft. Was meinen Sie nun dazu? Ich möchte doch nicht ohne Ihre Zustimmung handeln u. bitte, da ich jetzt Zeit habe, die Sache in’s Reine zu bringen um eine baldige gütige Antwort. –
Mit herzlichen Grüßen an Sie u. Ihre liebe Frau
Ihre
aufrichtig ergebene
Clara Schumann.
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