München d. 18 Septbr 84.
Liebste Marie,
wie sehr haben Sie mich zu meinem Geburtstag mit Ihren lieben Worten und dem reizenden Geschenk erfreut! nehmen Sie und Ihr lieber Mann für Ihr treues Gedenken meinen wärmsten Händedruck. Ihren Zeilen entnehme ich, daß es Ihnen sehr viel wohler geht, und wir hoffen Sie sollen im November ganz genesen heimkehren. Wäre es nur nicht so lange noch bis wir Sie wiedersehen können! es ist uns der Gedanke, „Sie sind in Büdesheim“, schon immer so lieb; sehen wir uns auch selten, was ja [öfter] leider doch nicht immer so leicht ist, besonders bei uns oft Schwierigkeiten macht, so sind Sie uns doch erreichbar. – Wie Vieles haben wir uns zu erzählen –, und wie freue ich mich auf die erste gemüthliche Stunde mit Ihnen. –
Jetzt sind Sie nun schon auf der Reise, und, nicht wahr, wir hören bald, wie es Ihnen nach der großen Reise geht? nur eine Postkarte, bitte!
- Wir hoffen morgen wieder in Frankf. einzurücken – Eugenie geht noch auf eine Woche zu Frau v. Guaita, die sie dringend eingeladen hat. Ich freue mich auf das „home“ wenngleich meine Gedanken noch in den schönen Bergen und Wäldern weilen. Es ist gar so schön in Berchtesgaden – ein wahres Paradies ist es! – Gott sei Dank, hat uns der Aufenthalt Besserung für unsere neuralgischen Schmerzen gebracht, ich habe nur immer Sorge daß sie wiederkehren, besonders für Marie, die sich zu Hause so leicht wieder überanstrengt! wir beginnen leider mit Hauskreuz, da wir keine Köchin haben, und es sehr schwer hält, eine Gute zu bekommen. Ich würde mich nicht wundern, wenn es überhaupt keine mehr gäbe, denn Köchin sein gehört doch zu den schrecklichsten Carrieren. –
Ich muß schließen, thue es mit den innigsten Wünschen von uns Dreien für Sie, liebe, theuere Marie, und mit unseren herzlichsten Grüßen an Ihren lieben Mann.
In alter Ergebenheit
Ihre
Clara Schumann.
D. 21
Da ich Ihre Adresse nicht erfahren kann sende ich Dieses nach Büdesheim.
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