Frankf. a/M d. 30 Septbr. 1882.
Myliusstrasse, 32.
Liebste Frau Franz
gern wüßte ich durch eine Karte, ob mein Besuch Ihnen auch keinen Nachtheil gebracht? ich fürchte ich habe Sie mehr aufgeregt, als Ihnen gut war, und das thäte mir sehr leid! –
Ach, daß ich Sie nur so kurz Alle sehen konnte, wie schwer war mir das! es war aber hohe Zeit daß wir zurückkehrten. Mir fiel, nachdem ich |2| von Ihnen fort war ein, daß ich Ihnen nicht ’mal für den herrlichen Beethoven mündlich gedankt hatte.
Eugenie kann zu ihrer wahren Betrübniß der lieben Aufforderung von Clara nicht folgen, weil gerade jetzt die Schule wieder beginnt, und man, als gewissenhafter Lehrer, doch nicht gleich im Anfang wieder fort geht. Wie schade ist das! –
Wir sind sehr gut gereist, und haben uns fest vorgenommen Ihrer |3| lieben Schwester Josefine Einladung sobald es uns möglich ’mal zu folgen – bitte, sagen Sie ihr das mit unseren herzlichen Grüßen.
Eine Bitte hätte ich heute noch: ich habe im Oester. Hof6 in dem kleinen Zimmer neben Nro 56 in dem Kleiderschrank, entweder oben in dem Re[g]al, oder unten (herabgeruscht [sic]), eine kleine Elfenbein-Kapsel mit Zahnstocher <darin> liegen <ge>lassen, könnten Sie, oder die lieben Fellinger’s ’mal gelegentlich dort nachfragen? sollte es sich finden, so |4| könnte sie mir vielleicht Brahms später mitbringen. Ich war so sehr daran gewöhnt, auch war es ein Andenken.
Verzeihen Sie die Bemühung, und nehmen Sie schließlich noch Alle den wärmsten Händedruck
Ihrer
treu ergebenen
Clara Schumann.
An die lieben Fellingers Herzlichstes. Meine Kinder grüßen Sie Alle schönstens.
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