23.01.2024

Briefe



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ID: 11246
Geschrieben am: Donnerstag 18.12.1879
 

Frankfurt d. 18t Dez 79

Geehrter Herr!
Sie haben sich gewiß verwundert, daß ich Ihnen, nach unserer letzten Unterredung, noch immer nicht schrieb. Sie wißen warum mir der Entschluß so schwer wird, es ist eben doch nicht leicht jemanden, den man nicht Jahre lang schon kennt ein solches Vertrauensvotum zu geben, wie ich es thue, indem ich Ihnen die bewußte Arbeit übertrage. Ich mußte die Sache noch eine Zeit mit mir herumtragen – Ihre freundlichen Zeilen bringen mich nun |2| zu dem Entschluß Ihnen zu willfahren, allerdings aber nur in der Voraussetzung daß Sie nichts veröffentlichen, womit ich mich nicht einverstanden erklärt habe, und auch sonst mich Ihrer größten Discretion versichern. Ich bitte Sie um ein Wort ob Sie auf diese meine Bedingung eingehen wollen. Ich muß diese Beruhigung haben ehe ich weitere Schritte thue.
Es handelt sich nun darum daß <Sie die weitern Schritte> mit Ihrem Freunde Heyße |3| das Geschäftliche besprechen und dann mit Härtel unterhandeln, dem ich, dieses Werk zuerst anzutragen, mich verpflichtet fühle.
Sie erhalten per Kreuzcouvert eingeschrieben Ihre Artikel zurück, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Nehmen Sie Dank auch für das Referat in welchem Sie in so freundlicher Weise meine Leistungen besprechen, so wie auch für die Güntherstudie.
Vor einiger Zeit ließ ein Graf Waltersee mich um einiges über Manfred bitten, über den er schreiben wolle, ich wagte nicht ihm Ihren Artikel zu schicken da Sie mir denselben anvertraut hatten, machte ihn |4| aber darauf aufmerksam. Sollte er deshalb an Sie schreiben so steht es natürlich ganz bei Ihnen ob Sie ihm denselben leihen wollen oder nicht.
Leider bin ich durch mein Armleiden immer gezwungen zu dictiren, was <mir> ich <nicht leicht wird und wofür ich> Sie bitte <um>zu <E>entschuldigen. <gung bitte.>
Über den Aufruf behalte ich mir vor Ihnen nächsten [sic] zu schreiben; es <bedürfte doch wol einiger Abänderungen> fehlt mir <aber> heute <die> an Zeit, und ich möchte Sie nicht länger mehr auf meine Entscheidung warten laßen. Indem ich Sie freundlichst grüße bin ich
Ihre ergebene
Clara Schumann.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Kalbeck, Max (785)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
612ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6728-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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