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ID:
11206

Geschrieben am:
Donnerstag 10.07.1879

Düsseld. d. 10 July 1879.

Liebster Johannes,

ich muß Dir ein Wort senden, Dir sagen, wie ich tief erregt bin über Deine Sonate. Ich erhielt sie heute und spielte sie mir natürlich gleich durch und mußte mich darnach ordentlich ausweinen, vor Freude darüber. Nach dem ersten, feinen, reizenden Satz und dem zweiten kannst Du Dir die Wonne vor-|2|stellen als ich im Dritten meine so schwärmerisch geliebte Melodie mit der reizenden Achtel-Bewegung wiederfand! ich sage meine, weil ich nicht glaube, daß ein Mensch diese Melodie so wonnig und wehmuthsvoll empfindet, wie ich. Nach all dem Feinen, Reizenden noch diesen letzten Satz! meine Feder ist arm, aber das Herz schlägt Dir |3| gerührt und dankbar entgegen, und im Geiste drücke ich Dir die Hand. Am Sonntag denke ich in Frkf. zu sein, dann spiele ich sie gleich mit H. .

Die beiden andern Stücke muß ich erst studieren – ich glaube, es wird mir damit gehen, wie mit den meisten der anderen Clavierstücke, die ich (außer Dem in Fis moll) erst nach und nach lieb gewann. –

Ich bleibe bis zum 19 oder 20ten in Frkf. |4| schreibe von dort wieder.

Ich war einen Tag bei Grimm’s sehr gemüthlich, hätte ich doch dort schon die Sonate gehabt!

Leb wohl, lieber Johannes.

Getreu Deine

Clara.

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Düsseldorf

Empfänger:

Brahms, Johannes (246)

Empfangsort:
Pörtschach

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
Seite: 1518f.

Standort/Quelle:^*)
D-Zsch, s: 11028-A2

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	11206
Geschrieben am:	Donnerstag 10.07.1879	Düsseld. d. 10 July 1879. Liebster Johannes, ich muß Dir ein Wort senden, Dir sagen, wie ich tief erregt bin über Deine Sonate. Ich erhielt sie heute und spielte sie mir natürlich gleich durch und mußte mich darnach ordentlich ausweinen, vor Freude darüber. Nach dem ersten, feinen, reizenden Satz und dem zweiten kannst Du Dir die Wonne vor-\|2\|stellen als ich im Dritten meine so schwärmerisch geliebte Melodie mit der reizenden Achtel-Bewegung wiederfand! ich sage meine, weil ich nicht glaube, daß ein Mensch diese Melodie so wonnig und wehmuthsvoll empfindet, wie ich. Nach all dem Feinen, Reizenden noch diesen letzten Satz! meine Feder ist arm, aber das Herz schlägt Dir \|3\| gerührt und dankbar entgegen, und im Geiste drücke ich Dir die Hand. Am Sonntag denke ich in Frkf. zu sein, dann spiele ich sie gleich mit H. . Die beiden andern Stücke muß ich erst studieren – ich glaube, es wird mir damit gehen, wie mit den meisten der anderen Clavierstücke, die ich (außer Dem in Fis moll) erst nach und nach lieb gewann. – Ich bleibe bis zum 19 oder 20ten in Frkf. \|4\| schreibe von dort wieder. Ich war einen Tag bei Grimm’s sehr gemüthlich, hätte ich doch dort schon die Sonate gehabt! Leb wohl, lieber Johannes. Getreu Deine Clara.
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Düsseldorf
Empfänger:	Brahms, Johannes (246)
Empfangsort:	Pörtschach
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 3 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022 ISBN: 978-3-86846-014-8 Seite: 1518f.

Standort/Quelle:^*)	D-Zsch, s: 11028-A2
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla