23.01.2024

Briefe



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ID: 10951
Geschrieben am: Donnerstag 27.09.1877
 

Lichtenthal d. 27 Septbr. 1877.

Liebste Frau Fellinger,

nur in Kürze einige Worte! wir können hier noch nicht fort, und so hat es sich entschieden, daß |2| wir vor dem 6ten Octbr keinesfalls in Berlin sind, sicher anzunehmen ist wohl nicht <vor>erst der 8te. Von da an können wir Sie dann erwarten mit Ihrem lieben Manne, nicht wahr? Sie finden das |3| kleine Zimmerchen bereit. Aber mit der Wohnung, das wird sich nicht machen, denn der Wirth2 müßte ja doch den Leuten, die drinn wohnen 1/4 Jahr vorher kündigen. Der Wirth sprach uns aber noch von einer anderen billigen Wohnung die er habe, und wollen Sie ihn darum befragen so erinnern Sie ihn |4| daran, daß er uns vor 4 Monaten davon gesagt habe ect. – Bis 1 Octbr. sind wir also hier, dann: Büdesheim bei Heldenbergen in Hessen bei Frau Berna. Eugenie geht ein paar Tage vor uns nach Haus, weil es im Logie sehr viel zu thuen giebt, |5| was sie gern besorgen will, ehe ich mit Marie, die leider recht angegriffen ist, komme. Sobald Sie nun entschlossen sind wenn Sie reisen wollen, so schreiben Sie es mir, bitte. Wir freuen uns herzlich, wenn wir |6| Ihnen irgendwie dienen können. Schade ist, daß ich Mitte Octbr schon wieder fort muß, und wir Alle, wenn wir jetzt nach Haus kommen, recht viel zu thuen haben, sonst hätten Ihnen die Kinder gern einrichten geholfen. Nun, |7| wir können Ihnen dann wenigstens in einer Sache dienen, und sind herzlich froh darüber. Die Markgrafenstr ist mitten in der Stadt, wir wohnen 1/2 Stunde davon – ich glaube ich würde für Sie die Lage |8| vor dem Hallischen Thor zweckmäßiger finden wegen der Pferdebahn-Verbindungen und auch wegen der größeren Billigkeit – mein verheiratheter Sohn wohnt auch da, Planufer, frei gelegen, was ganz nöthig ist für die Gesundheit der |9| Kinder und Ihre Eigene. Sehen Sie doch ja darauf daß Sie Sonnenseite haben, Morgensonne ist am angenehmsten und gesündesten. Das Clima ist schlecht in Berlin für Kinder, daher seyen Sie in der |10| Wahl des Logies recht sorgsam. Ziehzeit ist 1 Octbr. ich hoffe aber doch sie finden Logie! aber allein können Sie den Umzug doch nicht machen, liebe Frau Fellinger, da übernehmen Sie sich, und werden dann krank. |11| Viel besser ist es wenn ein Mann dabei ist, der mit den Handwerkern, die Sie doch brauchen schneller fertig wird wie Sie.
Entschuldigen Sie die Flucht dieser Zeilen – ich bin aber gar so sehr beschäftigt.
|12| Mit herzlichen Grüßen Ihren Entschlüssen entgegensehend
Ihre
Cl. Sch.

Der lieben Mutter baldige Besserung. Wie ist das Clima in Tübingen für Lungen-Kranke? Können Sie mir dies umgehend per Karte sagen? Ihr Arzt kann Ihnen darüber gewiß Bescheid geben.
|13| Wirth von uns:
Baumeister Lorenz
Adr: in den Zelten Nro 6.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Lichtenthal
  Empfänger: Fellinger, Maria (443)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
206ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 11752-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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