Wildbad d. 28 Juli 1859.
Lieber Rudolph,
Du hast gewiß gedacht, ich hätte Dich ganz vergessen, da irrst Du aber! ich dachte nie an die schönen Tage in Deiner lieben Eltern Haus, ohne auch an den kleinen lieben Mitbewohner und seinen geliebten Schützling, den Vogel zu denken, der sich hoffentlich einer recht guten Gesundheit erfreut?
Hier, wo ich jetzt bin, würde es Dir gewiß gefallen, welche Menge Heidelbeeren giebt es hier, eben kam Marie aus dem Walde mit schwarzem Munde, und einem großen Korbe voll Beeren, und wie große Beeren, bald wie die Kirschen. Auch viele Esel giebt es hier worauf Groß und Klein reiten. Wenn Du mir einmal wieder schreibst, so zeichne mir doch einen Kopf von welchem Thier Du willst – das würde mich sehr freuen.
Ich werde Dich wohl bald in Düsseldorf sehen und alle Deine lieben Geschwister, die Du recht schön von mir grüßen magst.
Marie schreibt Dir nächstens, heute läßt sie Dich durch mich grüßen.
Und nun lebe recht wohl und vergnügt, und empfiehl mich Deinem kleinen Freunde dem Vogel.
Denke manchmal an Deine gute Freundin
Clara Schumann.
An
Rudolph Bendemann.
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