Gersau in der Schweiz d. 6 Septbr. 1856.
Geehrter Herr,
nur wenig Worte des Dankes kann ich Ihnen senden, da mir das Schreiben schwer wird, möchten Sie Diesem aber die Wärme anfühlen! Ihre herzlichen Worte thaten mir wahrhaft wohl – ach, Sie kannten ja den Theueren, wußten wie glücklich wir, Eins in dem Andren, lebten, war er mir doch Alles auf dieser Welt, Sie können auch jetzt die Schwere meines Unglück’s ermessen. Doch einen beglückenden Trost hatte ich! ich sah Ihn noch, er erkannte auch mich mehrere Male, umarmte mich einmal noch mit liebevollstem Blicke, der mich wie sein Segen durchs Leben geleiten wird. Vieles möchte ich noch sagen, es erregt mich aber so sehr, daß ich nicht kann! Ihrer lieben Frau sagen Sie auch meinen Dank, und nehmen die Versicherung der aufrichtigsten Ergebenheit
Ihrer
Clara Schumann.
Sr Wohlgeboren
Herrn
MD. Carl Reinecke.
Barmen.
"Geehrter Herr, nur wenig Worte des Dankes kann ich Ihnen senden, da mir das Schreiben schwer wird, möchten Sie Diesen aber die Wärme anfühlen! Ihre herzlichen Worte thaten mir wahrhaft wohl - ach, Sie kannten ja den Theueren, wußten wie glücklich wir, Eins in dem Anderen, lebten, war er mir doch Alles auf dieser Welt. Sie können auch jetzt die Schwere meines Unglück's ermessen. Doch einen beglückenden Trost hatte ich! ich sah Ihn noch, er erkannte auch mich mehrere Male, umarmte mich einmal nach mit liebevollstem Blicke, der mich wie sein Segen durchs Leben geleiten wird. Vieles möchte ich noch sagen, es erregt mich aber so sehr, daß ich nicht kann!..."
[Kat. Stargardt Nr. 640; 00.08.1987, S. 84, Los 236 (gek. , mit Faksimile)]
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