Herrn R. Schumann Wohlgeboren
Geehrter Herr Schumann!
Ich nehme mir die Freiheit Ihnen ein paar Arbeiten einzusenden, mit der Bitte, dieselben, da ich sie veröffentlichen möchte, einmal durchzugehen und mir Ihre Meinung darüber zu sagen.
Daß ich mich nicht früher an Sie wandte geschah daher: Spät, wenn nicht vielleicht zu spät, kam ich zu dem Entschluß mich der Tonkunst zu widmen. Nachdem ich eine Zeit in Weimar war, wandte ich mich hierher um viel zu hören und hätte mich gar gerne zu Männern Ihrer Art gesellt, aber das Gefühl meines Unwerths hielt mich davon zurück, und ich nahm mir vor, erst eine gute Arbeit zu liefern, durch welche ich mich leichter in Ihre Gesellschaft introduciren könnte. Der gute Wille war und ist da, aber die gute Arbeit bleibt aus. Ich schicke Ihnen, um aufrichtig zu sein, diese Beifolgenden auch nur theils zum Vorwande, weil ich gerne mit Ihnen bekannt werden möchte; denn ich sehe es ein, daß ich thöricht war so gehandelt zu haben, weil mir gewiß manch guter Rath hätte werden können und weil ich dieses nun einsehe, so wäre es noch viel thörichter, wollte ich noch länger anstehen Sie so herzlich wie möglich um Ihre Freundschaft zu bitten und zugleich um die Erlaubniß Sie besuchen zu dürfen. Ob Sie mir ersteres geben können muß die Zeit lehren. Das Zweite werden Sie mir aus allgemeiner Höflichkeit erlauben, und so mit schließe ich, Ihnen meine vollkommenste Hochachtung
versichernd als Ihr ergebener
H Lemcke
V. H. Aug. 2. 38.
Sr Wohlgeboren
Dem Herrn Rob. Schumann
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