Dresden, am 22. November 1842.
Billig müssen Sie,
verehrtester und liebster Herr Doctor!
über so baldigen abermaligen Brief in Ohnmacht zu fallen bereit seyn; aber dieser berührt nicht Ihre Zeitung, sondern den jungen Herrn Wit¬tig, der im vorigen Winter allhier auftretend seinem Lehrer, dem Concert¬meister Haase, wirklich Ehre machte, nun aber auf einer Kunstreise sie auch allgemeiner machen will. Er kommt morgen nach Leipzig, um dann die Reise über Dessau weiterfortzusetzen. In Dessau kommen ihm Emp¬fehlungen seines Lehrers sowohl, als unseres Schneider zu Hilfe; in Leip¬zig dagegen hat er, der aus Prag Gebürtige, Niemand, der sich sein etwa annehmen würde, und hat nun an Ihre Güte und an die Bekanntschaft gedacht, deren ich zu Ihnen mich rühmen darf. Sie sollen ihm, hofft er, zu seinem Auftreten in Leipzig mit Ihrem gütigen Rathe und wohlwollend wohl auch selbst mit der Fürsprache, die er als ein solides, fleissiges und gewiß Hoffnung erweckendes Männchen verdient, zu Hilfe kommen. Er wird sich Ihnen darstellen und Ihnen, denke ich, gefallen.
Ueber unsern wirklich allgemein betrauerten Rastrelli brachte die gestrige Zeitung noch einige auch mir willkommene Nachrichten. Da Sie jedoch leicht die Lust haben könnten, |2| meine (unvorgreiflich gemein¬ten) Notizen daraus zu vervollständigen, so muß ich nur das Eine bemer¬ken, daß dieser Zeitungsbericht auch wieder – wie fast jedesmal – etwas Irriges bringt. Denn es wird darin auch die Welleda dem Sohne Rastrelli beigeschrieben; diese aber ist, wie Dotzauer – der es doch ganz genau und sicher wissen muß – mich versichert hat, vielmehr vom Vater, Vincenz Rastrelli, dessen Spezialfreund Dotzauer gewesen.
Bei uns beginnt heute die Schlittenfahrt, und viel anders wird es bei Ihnen auch nicht seyn. Der Winter wird lang und hart seyn, nach allen Anzeichen; aber dabei kann er doch genußreich und angenehm vergehen. Dieß
Ihnen von Herzen wünschend, bleibe ich stets
Ihr
treuester Verehrer und Diener,
Albert Schiffner.
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