23.01.2024

Briefe



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ID: 3491
Geschrieben am: Mittwoch 18.11.1840
 

Berichtigung.
Der Herr <Verfaßer> ┌Einsender┐ des anonymen Aufsatzes ┌aus Dresden┐ in No. Ihrer geschätzten Zeitschrift ist übel berichtet, wenn er glaubt, daß die Wahl der 8 Requiems, welche jährlich in der Kathol. Hofkirche aufgeführt werden, von den dirigirenden Capellmeistern abhänge. So lan¬ge nicht <aus> ein ausdrücklicher Befehl von Sr. Majestät dem Könige ein anderes als das <vorgeschrie> von Alters her vorgeschriebene für den bestimmten Tag verlangt, <dürfen die Kapellmeister keine Ausnahmen machen> <oder> dürfen sich die Kapellmeister keine Abänderung er¬lauben, es wäre denn der Fall, daß <durch> Unpäßlichkeit eines Solo¬sängers (deren wir beim Sopran u. Alt bekanntlich nur einen besitzen) eine andre Wahl nöthig machte; <was besonders> <> allein auch dieses darf nicht ohne Genehmigung der K. Generaldirektion der mus. Capelle geschehen. Der Herr Einsender wird hoffentlich auch meiner Meinung seyn, daß ┌man┐ solche Solosätze wie sie in Hasse, Galuppi u. Schürer vorkommen, die, für die ersten u. berühmtesten Kastraten componirt, <haben> <wurden> eine ungemeine Volubilität verlangen, nicht <von> gern von Knaben <vorgetragen werden können> vortragen lässt.
Die bestimmten Requiem’s sind 1.) den 5┌ten┐ May, für den Hoch¬seel. König Friedrich August. Hier wird <jedes> in jedem Jahr das Re¬quiem von Morlacchi aufgeführt. 2.) den 17ten Juny, für den Höchstseel. König Anton. (Seydelmann.) 3.) den 5ten October für den Gründer der Kathol. Hofkirche Friedrich August, König von Polen & (Hasse) 4.) den 2ten Nov. am Allerseelentage (Schürer in Es) 5.) den 3ten Nov. für die Al¬lerdurchl. Königl. Familie, (Galuppi) ┌NB┐ in diesem Jahre wurde dafür das von Reißiger begehrt. 6.) für die hohe Geistlichkeit (Schürer C moll) 7.) für die Höchstseel. Königin Maria Theresia (Seydelmann) 8.) für die Höchstseel. Königin Maria Josepha (Schürer Es)
Daraus ergibt sich, daß Niemand von den alten ehrwürdigen Kom¬ponisten absichtlich vernachläßigt wird. <Von> <einem> Der Herr Ein¬sender ist ebenfalls im Irrthume, wenn er glaubt, daß Naumann ein Re¬quiem geschrieben habe; <u. klagt uns> im Archiv befindet sich keins. Die Vorliebe für Schürer ehrt der Unterzeichnete, u. da das Vorzüglichere ┌Requiem┐ von Schürer (in Es) zweimal des Jahres gemacht wird, so <> kann auch bei ihm von keiner Vernachläßigung die Rede seyn. Das erste (sogenannte Kürzere) von Schürer in C moll bedauert der Unterzeichnete unendlich nicht für schön <finden zu> ┌gelten┐ können ┌zu laßen┐, so wie sich auch bedeutende Leipziger Kunstrichter u. Kunstverständigen┌die der Aufführung beiwohnten, ┐ über den gänzlichen Unwerth des <Gal> Requiem’s von Galuppi hinlänglich ausgesprochen haben, welche Meinung auch von allen Musikverständigen getheilt wird.
Der K. Capellmeister Reissiger.


Werther Freund!
Ich wollte Ihnen eigentlich einen Bericht über die Schüreromanie schrei¬ben, die zum öfteren in Ihrer geschätzten Zeitschrift auftaucht, – da ich aber glaube, daß man 1.) Mohren nie weiß wäscht u. 2.) Anerkennung von philisterhaften Leuten nicht erzwingen kann – so bitte ich Sie lieber bei¬folgende Berichtigung aufzunehmen, die nicht ganz unwillkommen seyn dürfte. Herzlichst grüßend u. mit der Bitte mich Ihrer Fr. Gemahlin viel¬fach zu empfehlen, zeichnet mit größter Hochachtung
Ihr ergebener Reißiger.
|2| Sr. Wohlgeb.
Herrn Tonkünstler Dr. R. Schumann
Redakteur der musikal. Zeitschrift
in
Leipzig.
frei.

  Absender: Reissiger, Carl Gottlieb (12868)
  Absendeort: Dresden
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 22
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Dresden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Carlos Lozano Fernandez und Renate Brunner / Dohr / Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-86846-032-2
76-78

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 11 Nr. 1722
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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